Lokalsport TSV: Kandidat für viele Meister-Titel

Leverkusen · Die Leverkusener Leichtathleten gehen ab heute bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg auf Medaillenjagd. Den Auftakt machen an Abend die Weitspringer um Alyn Camara.

Zuletzt war sie durchaus zu spüren: die Belastung, die eine doppelte Karriere nun einmal mit sich bringt. "Ich war müde, mein Akku leer", berichtet Linda Stahl, die als Ärztin am Klinikum und als Speerwerferin für den TSV Bayer 04 aktiv ist. Woran sie das gemerkt hat? "Daran, dass der Speer im Training regelmäßig zehn Meter früher runtergekommen ist als gewöhnlich." Also habe sie "die Reißleine gezogen", die Belastung runtergeschraubt, und nun ist sie wieder hellwach. Denn: "Die Deutschen Meisterschaften werden schließlich nicht verlegt, nur weil Linda Stahl mal kurz müde ist", sagt die 29-Jährige mit einem Lächeln.

Es soll also alles streng nach Zeitplan verlaufen bei den nationalen Titelkämpfen in Nürnberg. Eröffnet werden sie am heutigen Freitagabend von den Weitspringern auf dem Marktplatz, morgen und übermorgen geht es im Grundig-Stadion weiter. "Die genaue Zahl ändert sich täglich", sagt Geschäftsführer Paul Heinz Wellmann. Aber vermutlich zwischen 60 und 70 Athleten schickt seine TSV-Leichtathletik-Abteilung wohl an den Start. Wellmann kommt auf rund zehn Gold-Anwärter. "Wenn es wie im Vorjahr in Ulm fünf Siege werden, wäre ich absolut zufrieden", sagt er.

Neben dem Kämpfen um den Platz ganz oben auf dem Treppchen ruht sein Augenmerk aber verstärkt auf den noch nicht so erfahrenen Teilnehmern. "Es freut mich immer besonders, wenn sich unsere jungen Athleten gut präsentieren - ob das nun eine Medaille ist oder eine Platzierung zwischen vier und acht. Denn auch das ist ein Erfolg bei Deutschen Meisterschaften", merkt Wellmann an.

Aber längst nicht bei jedem genießt sein Wettkampf absolute Priorität. Schließlich ist WM-Jahr. Alyn Camara ist einer von neun Leverkusenern, die die Norm bereits erfüllt haben. Der Weitspringer verriet, dass sein Training auf das Groß-Ereignis in Peking Ende August ausgerichet sei. "Deshalb fahre ich mit ein paar Körnern weniger nach Nürnberg. Aber das heißt nicht, dass ich Zweiter werden will." Für Plätze weit vorne kommen auch unter anderem Hammerwerfer Markus Esser, Mittelstreckler Robin Schembera, die 4x400-Meter-Staffel der Frauen oder die erst 18-Jährige Mittelstrecklerin Konstanze Klosterhalfen in Frage. Fest einplanen darf der Verein wohl das ein oder andere Edelmetall durch seine qualitativ und quantitativ starke Stabhochsprung-Vertretung (sie umfasst elf Starter). Wobei abzuwarten bleibt, ob Carlo Paech mit seiner eigenen Ausrüstung antritt. Denn nach dem Auftritt in Monaco gingen seine Stäbe auf dem Rückflug verloren. "Die Fluglinie hat keine Ahnung, wo sie sind. Ich hoffe, sie tauchen bis Samstag auf", sagt Paech.

Linda Stahl würde im übrigen - nach ihren Siegen in den beiden Vorjahren - im Falle eines Erfolgs sogar ein Titel-Hattrick gelingen. Aber sie muss am heutigen Freitag noch eine Schicht als Ärztin einlegen, bevor sie sich ganz und gar auf die Meisterschaft konzentrieren kann.

(RP)
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