Rudern "Vielleicht war Silber als kleiner Dämpfer ganz gut"

Leverkusen · Die RTHC-Athleten Kathrin Marchand (Frauen-Achter), Toni Seifert (Männer-Vierer ohne) und Felix Drahotta (Männer-Achter) starten ab Sonntag bei der Ruder-Weltmeisterschaft in Amsterdam. Ihr Heimtrainer Ralf Müller spricht über das Trio und die deutschen Chancen.

 Ralf Müller

Ralf Müller

Foto: privat

Wie läuft Ihre Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer?

Müller Bei uns läuft es relativ kollegial ab - ich kenne Ralf Holtmeyer ja auch schon seit 25 Jahren, wir haben einige Sachen wie Weltmeisterschaften und Olympische Spiele zusammen gemacht. Die Vorgaben für die Athleten kommen vom Bundesleistungsstützpunkt in Dortmund, als Heimtrainer kommen wir nur bei Kleinboot-Regatten ins Spiel. Der Bundestrainer kann sich ja nicht aufsplitten oder sagen: "Ich kümmere mich jetzt intensiver um die Athleten aus Leverkusen als um die anderen." Also nimmt er sich dann bewusst zurück und wir machen von der psychologischen Seite das Coaching bei Kleinboot-Regatten.

Dafür müssen sie "ihre" Athleten bestens kennen . . .

Müller Toni Seifert kenne ich, da war er noch Kinderruderer - also seit mehr als 20 Jahren. Felix Drahotta ist zwar erst vor drei Jahren aus Rostock zu uns gekommen, weil er näher an Dortmund sein wollte, aber ich habe ihn auch schon bei den Spielen in Peking 2008 im Zweier betreut. Und Kathrin Marchand kenne ich ebenfalls schon seit Kindertagen und quasi alle ihre Familien-Mitglieder.

Wie wichtig ist dieses Trio für das deutsche Team?

Müller Wenn ich mit Kathrin Marchand anfange: Sie hat ihren Kick vor den Spielen in London 2012 bekommen. Weil das deutsche Frauen- und Riemenrudern damals echt am Boden lag, mussten wir uns mit dem Frauen-Achter nachqualifizieren. Unter meiner Regie und mit Kathrin auf der wichtigen Schlag-Position sind wir dann hinter Australien Zweiter geworden und haben es nach London geschafft. Dabei war Kathrin sehr wichtig. Sie kommt nicht über die Kraft, sondern über die Technik. Sie ist eine ganz Ruhige und hat neben dem Rudern ihr Medizinstudium, das sie mit dem Sport gut in Einklang bringt.

Und wie sieht es bei den beiden Herren aus?

Müller Toni ist mit 33 Jahren der älteste der ganzen Ruder-Riege. Er ist der, der die jungen Athleten zur Seite nimmt, Ruhe und Erfahrung einbringt. Felix ist mit seinen 25 Jahren dagegen sehr jung, aber er ist physiologisch, also kräftemäßig, ein richtiger Bär. Er sitzt im Motor des Achters und wird als Powermann voll akzeptiert. Er ist eine Bank des Achters.

Wie stehen die Chancen für Deutschland bei der WM?

Müller Die Erwartungshaltung im Achter ist ganz klar Gold. Vielleicht war es nach den ganzen Siegen gar nicht so schlecht, im letzten Jahr mal mit Silber einen kleinen Dämpfer erhalten zu haben. Wobei England damals auch alles in das Boot reingepackt hat. Seitdem hat Deutschland nicht mehr verloren, also ist Gold das Ziel. Allerdings muss man alles bringen, denn Russland, die USA und England sind ebenfalls stark.

Wie sieht es denn mit den anderen Booten mit Leverkusener Beteiligung aus?

Müller Für den Frauen-Achter geht es darum, den Weg Richtung Rio 2016 im Auge zu behalten. Also sollte eine Top-6-Platzierung das Ziel sein, um allen zu zeigen, dass wir in der Lage sind, uns nächstes Jahr zu qualifizieren. Gleiches gilt für den Männer-Vierer: Da gibt es acht bis zehn Boote, die in die Medaillenränge kommen können. Auch hier lautet die Zielstellung, sich in den Top-6 zu etablieren.

GEORG AMEND FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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