Leverkusen "Spott und Humor sind Weltsprachen"

Leverkusen · Ein syrischer Flüchtling, 30 Jahre und Architekt, fordert: "Der Krieg muss aufhören."

 Willkommenskultur in Deutschland? Der in Opladen untergebrachte "Mark Kaz" (Kunstname) zeichnete seine Sicht der Dinge.

Willkommenskultur in Deutschland? Der in Opladen untergebrachte "Mark Kaz" (Kunstname) zeichnete seine Sicht der Dinge.

Foto: Mark Kaz

Humor ist eine Weltsprache. Mark Kaz, syrischer Flüchtling, der seine wahre Identität aus Angst vor Repressalien nicht preisgeben möchte, spricht diese Sprache. Seit drei Monaten lebt der 30-Jährige in Deutschland, seit kurzem im Flüchtlingsheim an der Sandstraße. Auch ohne viele Worte hat er den Protest gegen das Regime in seiner Heimat, gegen Verfolgung und Unterdrückung in Szene gesetzt. Und hat bislang mindestens 200 Karikaturen bei facebook unter dem Künstlernamen "KAZ" veröffentlicht. Eine dieser Zeichnungen wurde unmittelbar nach dem Anschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" auf deren Webseite publiziert.

Nun bleibt selbst die deutsche Bürokratie nicht vor seinem Spott verschont. Der jüngste Cartoon zeigt Menschen, die beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Schlange stehen, während Ventilatoren deren Asyl-Anträge aus dem Fenster wehen.

Die Geschichte, die Kaz erlebt hat: Ein Jahr war er auf der Flucht aus Syrien, hat etliche Kilometer zu Fuß zurückgelegt und gesehen, wie Flüchtlinge von ungarischen Polizisten geschlagen wurden. In seiner Heimat hat Kaz ein Studium abgeschlossen und zwei Jahre als graduierter Architekt gearbeitet. Dann sollte er zum Militär und für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad kämpfen. Das hat er abgelehnt. "Entweder ich hätte Menschen getötet oder wäre getötet worden", erklärt der junge Mann, der sich als politisch interessiert, aber nicht politisch und keinesfalls als religiös, sondern als Agnostiker einstuft, also als Mensch, der nicht sicher ist, ob Gott existiert.

"Meine Cartoons richten sich nicht gegen den Islam als Religion, sondern gegen die Islamisten, die versuchen, Menschen zu manipulieren und nach ihrem Willen zurechtzubiegen."

Eine Zeichnung zeigt beispielsweise, wie der "Islamische Staat" IS, der große Gebiete im Irak und in Syrien und kleinere Gebiete in Libyen beherrscht, unschuldige Privatpersonen als Schutzschilder benutzt, während Dörfer in Trümmern liegen und der Boden voller Blut ist. Kaz ist überzeugt: "Die große Mehrheit der Muslime hat nichts mit der wahnsinnigen Attacke gegen Charlie Hebdo zu tun, ausgenommen, sie sind die Opfer von Terrorismus."

Seine Bildgeschichten sind ein Plädoyer für Frieden und Freiheit. Und er fordert: "Der Krieg muss endlich aufhören." In Deutschland fühlt er sich sicher, aber angesichts der Bürokratie nicht wirklich frei. "Es geht nicht vorwärts", sagt Kaz, möchte endlich richtig Deutsch lernen und arbeiten. Bis jetzt konnte er allenfalls einen Mini-Sprachkursus besuchen.

"Das ist nicht genug", meint selbst John-William Hardiman, ein früherer Angestellter der Deutschen Bank, der sich jetzt als ehrenamtlicher Betreuer und Dolmetscher engagiert.

(gkf)
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