Leverkusen Stadt bremst Sportverein bei Kinderturnen aus

Leverkusen · Ein erfolgreiches und bereits ausgezeichnetes Turnprojekt des SSV Lützenkirchen im städtischen Kindergarten Werner-Heisenberg-Straße darf nicht mehr fortgeführt werden. Grund ist eine Änderung der Rahmenkonzeption für Kitas.

 Die Arbeit in einer festen Gruppe zu einer bestimmten Zeit, zu einem bestimmten Thema sei nicht mehr vorgesehen, heißt es in der Konzeption. Dazu zählt ein festes Sportangebot.

Die Arbeit in einer festen Gruppe zu einer bestimmten Zeit, zu einem bestimmten Thema sei nicht mehr vorgesehen, heißt es in der Konzeption. Dazu zählt ein festes Sportangebot.

Foto: Körschgen (Archiv)

Seit fünf Jahren turnt der Sportverein SSV Lützenkirchen in Kindergärten mit rund 50 Kindern des Stadtteils. Sie alle sind übergewichtig, haben motorische Schwächen und Sport deshalb besonders nötig. Nun darf das Turnprojekt im städtischen Kindergarten Werner-Heisenberg-Straße plötzlich nicht mehr angeboten werden.

Das Angebot war stets für alle Beteiligten gratis. Die Kosten trug der Verein weitgehend aus Vereinsmitteln und Spenden, die Stadt gab einen Zuschuss. Die Maßnahme wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Erzieherinnen waren begeistert. Umso unverständlicher erscheint es Vereinsvorsitzenden Günter Bebermeier, dass der SSV Lützenkirchen im städtischen Kindergarten Werner-Heisenberg Straße ausgebremst werden soll, während das Projekt in den konfessionellen Kindergärten zur vollen Zufriedenheit weiter läuft. "Die Kinder bleiben auf der Strecke", ist Bebermeier empört.

Grund für die Änderung ist eine neue "Rahmenkonzeption der Tageseinrichtungen für Kinder der Stadt Leverkusen". Sie besagt, dass einer "festen Installation eines Sportangebotes für eine bestimmte Gruppe von Kindern" mehrere Gründe entgegenstehen. Und zwar: Die Selbstbestimmung des Kindes stehe im Mittelpunkt der Arbeit. In einer Kindertagesstätte gebe es keine festgelegten Gruppen mehr, sondern verschiedene Bildungsbereiche, innerhalb derer sich die Kinder frei bewegen können.

Und: Die Arbeit in einer festen Gruppe zu einer bestimmten Zeit, zu einem bestimmten Thema sei nicht mehr vorgesehen. Denn die "Kinder wählen ihren Spielpartner sowie ihre Aktivität in einem Bildungsraum eigenständig aus", heißt es in der Verordnung. Und nicht zuletzt: Die Kinder könnten frei nach ihren Interessen entscheiden, womit sie beschäftigen möchten.

Der Verein wünschte eine Ausnahmeregelung für sein Projekt, bekam sie aber nicht. Denn ein Gespräch mit Angela Hillen, Leiterin des Fachbereichs Kinder und Jugend, sowie Sachgebietsleiter Hermann Carl im Beisein des zuständigen Dezernenten Marc Adomat führte bislang zu keinem positiven Ergebnis. Carl habe vorgeschlagen, die Sportaktivitäten am Nachmittag anzubieten. Doch Bebermeier widersprach: "Wir gehen dahin, wo die Kinder sind."

Durch den Wegfall würde der Verein zwar Geld sparen, denn man brauche weniger Übungsleiter. "Das ist aber nicht das, was wir wollen", sagte Bebermeier. "Wir sehen unsere soziale Verpflichtung im Ortsteil Lützenkirchen. Und wir fangen bei den Kindern an, denn sie sind unsere Zukunft." Für eine Stellungnahme der Stadt war am Freitag niemand mehr erreichbar.

"Ich finde es schade und unverständlich, dass letztlich die Kinder, die speziell von uns angebotenen Sport nötig haben, hierunter leiden müssen", sagt Bebermeier. Geschäftsführerin Inge Eisele ergänzte: "Natürlich können wir nicht über Konzepte von städtischen Einrichtungen sprechen." Dennoch widerspreche diese neue Verordnung dem Ansatz des SSV Lützenkirchen.

Vorerst habe man mit der Leiterin des Kindergartens vereinbart, abzuwarten und zu überlegen, ob und welche Lösung es gibt. Er habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, sagte Bebermeier, dass das städtische Konzept eine Fortführung erlaube.

(gkf)
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