Leverkusen Stadt kreiert in der City einen Schilder-Wald

Leverkusen · Wiesdorf dürfte in Leverkusen der Stadtteil mit den meisten Verkehrsschildern sein. Alle paar hundert Meter ändert sich das Tempolimit. Die städtischen Experten wollen damit die Besonderheiten der Straßen berücksichtigen.

 Spielstraßen, Tempo 10-Strecken, 20er-Zonen, Tempo 30 (sogar auf der ausgewiesenen Kraftfahrzeugstraße Rheinallee) und Radfahrer gegen die Einbahnstraßen-Fahrtrichtung - in Wiesdorf bietet die Stadt alles.

Spielstraßen, Tempo 10-Strecken, 20er-Zonen, Tempo 30 (sogar auf der ausgewiesenen Kraftfahrzeugstraße Rheinallee) und Radfahrer gegen die Einbahnstraßen-Fahrtrichtung - in Wiesdorf bietet die Stadt alles.

Foto: Ulrich Schütz

Der Autofahrer muss aufpassen. Der Autofahrer muss immer aufpassen. In Leverkusen muss der Autofahrer immer besonders aufpassen. Das sollten sich auch Ortskundige täglich vor Fahrtbeginn einhämmern, weil speziell der Tempo-Limit-Schilderwald in Wiesdorf neue Ausmaße angenommen hat. Das ist das Resultat einer generellen Überprüfung der Straßen in Wiesdorf durch die städtischen Verkehrsexperten. Das Projekt wurde noch unter Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn gestartet.

Die Stadt, genauer der Fachbereich Verkehr mit Leiter Friedhelm Laufs, hat dann für die Stadtmitte den ganzen Werkzeugkasten der Straßenverkehrsordnung ausgepackt. Spielstraße (in solchen verkehrsberuhigten Bereichen gilt Schrittgeschwindigkeit), Tempo 10, Tempo 30, Tempo 50, ja sogar das eher seltene Tempo 20. Da bleiben keine Steigerungsmöglichkeiten? Oh doch: Es gibt auch auf 75, 100 oder 400 Meter begrenztes Tempo 30. Gepaart mit den verschiedenen Parkzonen und Radfahren gegen die Einbahnstraßenrichtung wird der Autofahrer in Wiesdorf von einem in Leverkusen in dieser Vielfalt bislang unbekannten Schilderwald empfangen. Alles im Umkreis von etwa 1000 Metern. Das Tempo 60 für die B8 spielt da fast schon keine Rolle mehr.

Und Achtung: Auch in Tempo 10-Bereichen wird von der Stadt geblitzt. Wer kann, sollte die digitale Tachoanzeige einstellen, denn bei etwas mehr als 20 km/h wird es für den Führerschein eng. Was nach willkürlichem Verteilen von Tempo-Schildern aussieht, folgt den strengen Regeln der Straßenverkehrsordnung, sagt Experte Laufs. Beispiel Hauptstraße. Hier gilt ab Altstadt/Kaiserstraße Tempo 20. Es handele sich um eine Straße mit viel Kundenverkehr. Für solche Geschäftsstraßen sehe die Straßenverkehrsordnung 20 km/h vor. Seltsam dabei ist aber: Für die Schulstraße, eine direkte Seitenstraße, gilt wiederum Tempo 30, obwohl diese Straße relativ eng ist und an der Grundschule Dönhoffstraße vorbeiführt. Juristisch eine korrekte Beschilderung, aber richtig erscheint das angesichts der kleinen Kinder nicht.

Beispiel Kolonie II. Hier wird fröhlich zwischen Tempo 10 und Spielstraßen-Limit (Schritttempo) gewechselt. Da in der Dhünnstraße Durchgangsverkehr läuft, kamen nur Tempo 10 oder 30 in Frage. Die 30 km/h war den Verantwortlichen zu hoch. Tempo 20 geht nur an Geschäftsstraßen, also blieb es bei den 10 km/h. Bedeutet: Weil es keinen Fußgängerweg gibt, müssen beispielsweise Eltern sich besonders um die Sicherheit der Kinder kümmern. Die Anordnung einer Spielstraße war auch nicht möglich, weil diese Form nicht für Durchgangsstraßen zulässig ist. Auf Spielstraßen dürfen Kinder überall, auch auf der Fahrbahn spielen, notfalls muss der Autofahrer warten. Die Kinder sind gleichberechtigt zu den Autofahrern, dürfen ihn aber auch nicht übermäßig behindern. Überholen ist in Spielstraßen grundsätzlich nicht erlaubt.

Interessant: Für die Hauptstraße gilt von der Kaiserstraße bis zur Schießbergstraße (Bereich Jazz-Lokal und Altenheim) Tempo 10. Besonders nachts donnern dort allerdings erfahrungsgemäß forsche Fahrer mit locker dem Mehrfachen vorbei. Tröstlich für die Autofahrer: "Wir ändern jetzt bei den Tempolimits erst mal nichts mehr in Wiesdorf", versichert Laufs.

(RP)
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