Leverkusen Stadt muss 190 Jahre alte Buche fällen

Leverkusen · Die Blutbuche unterhalb der Villa Römer in Opladen ist von einem Pilz befallen, der die Standfestigkeit beeinträchtigt.

 Baumkontrolleur Niels Parthey zeigt eins der Pilzgewächse, das oberhalb der Buchenwurzeln (hinter ihm links) aus der Erde kam.

Baumkontrolleur Niels Parthey zeigt eins der Pilzgewächse, das oberhalb der Buchenwurzeln (hinter ihm links) aus der Erde kam.

Foto: Uwe Miserius

Die Blutbuche, die auf halber Höhe zwischen Wupper und Villa Römer in Opladen steht, ist riesig. Sie hat eine Höhe von 27 Metern und einen Stammumfang von fast fünf Metern. Seit rund 190 Jahren steht sie an der heutigen Stelle. Dieses Jahr wird jedoch ihr letztes sein. "Ein Gutachter hat uns empfohlen, den Baum zeitnah zu fällen", berichtet Dirk Terlinden vom städtischen Fachbereich Umwelt. Gestern informierte er Mitglieder der Bezirksvertretung II und des Landschaftsbeirates vor Ort über den Zustand der Buche. Die Bezirksvertreter müssen dem Fällen zustimmen.

Seit 2012 habe man mit kleineren Maßnahmen versucht, den Baum - ein Naturdenkmal - zu halten. 2011 sei zum ersten Mal ein Pilzbefall an der Buche festgestellt worden. Doch der Zustand habe sich rapide verschlechtert, wie ein erneutes Gutachten aus diesem Jahr ergeben habe, bei dem mit Stahlseilen an dem Baum gezogen wurde, um seine Standfestigkeit zu testen. "Der Gutachter hat uns geraten, möglichst schnell zu fällen und nicht noch ein halbes Jahr zu warten." Ein Drama auch für die Mitarbeiter des Umweltamtes, denn in ganz Leverkusen gibt es nur rund 30 Naturdenkmale, die über den Landschaftsplan geschützt sind.

Auch Bezirksvorsteher Rainer Schiefer bedauert das bevorstehende Ende des Baumes. "Im Rahmen der Regionale 2010 war die Buche extra freigeschnitten worden und der Bereich drumherum zu einer Aussichtsplattform mit Bänken umgestaltet worden", sagt der CDU-Politiker. "Es war damals wunderschön, diesen Bereich einzuweihen." Mittlerweile sei der Bereich immer wieder durch Vandalismus und Unrat verunstaltet worden.

Am Lebenszyklus eines Baumes könne man nichts ändern. "Die Buche ist jetzt in einem Alter, in dem sie ein Recht hat, abzusterben", findet Schiefer. Deshalb ist er der Meinung, dass die Stadt mit dem Fällen nicht mehr lange warten sollte - auch, um mögliche Gefährdungen zu verhindern. "Am Wupperbogen im Naturschutzgebiet ist eine große Buche durch den Sturm zu Weiberfastnacht mitten durchgebrochen und über den Weg gefallen", erzählt er. Von außen habe der Baum noch stabil ausgesehen. "Aber in der Mitte war er schon hohl."

Umweltschützer sehen dagegen noch keinen Handlungsbedarf in Opladen und verweisen sowohl auf die noch vorhandene Belaubung als auch auf die stark ausgeprägten Wurzeln, die die Buche so schnell nicht umkippen lassen würden. "Das massive Wurzelwerk ist ein Zeichen, dass der Baum gegen etwas ankämpft", erklärt Baumkontrolleur Niels Parthey. Darüber hinaus sei der Kronenmantel nicht mehr geschlossen. "Die Krone müsste eigentlich wie eine Glocke aussehen", sagt er. Das sei bei der Buche nicht mehr der Fall.

Parthey zeigt statt dessen ein fast ein Meter großes gummiartiges Gebilde, das wie verklumpte Baumrinde aussieht. "Das ist ein Fruchtkörper des Riesenporlings, der den Wurzelbereich der Buche befallen hat", erklärt er. Auch an anderen Stellen direkt über der Erde sind derartige Pilzgewächse zu sehen. Nach dem Fällen soll dort wieder ein Baum angepflanzt werden. "Dann aber besser keine Buche, weil sich noch Pilzsporen im Boden befinden könnten", sagt Parthey.

(sug)
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