Leverkusen Stadt verkauft keine Schlaglöcher

Leverkusen · Mönchengladbach hat ein Spendenkonto für Schlaglöcher eingerichtet. Bürger können sich sogar aussuchen, welcher Asphaltkrater mit ihrem Geld geschlossen werden soll. TBL-Chef Gerlich will von sowas nichts wissen.

Das ist irre: In Los Angeles macht man extra Löcher in die Straße, weil man sie wieder füllen und mit berühmten Namen verzieren möchte. In Leverkusen, wo die Wellen, Dellen und Krater in den Straßen nicht erst mühevoll ausgehoben werden müssen, sondern sich schlicht in frostigen Zeiten selber schaffen, heißen alle Schlaglöcher Gerlich. Nach dem Mann, der sie beseitigen soll: Reinhard Gerlich, Chef der Technischen Betriebe Leverkusen (TBL). Muss aber nicht so bleiben. Also das mit dem Namen. Schlaglöcher könnten künftig nämlich umbenannt werden — nach einem gütigen Leverkusener, der die Flickerei eines solchen Asphaltkraters zahlt.

Drüben, auf der anderen Rheinseite, in Mönchengladbach, geht das so. Da hat die Stadt ein Spendenkonto für Schlaglochverfüllung und andere Frostschäden eingerichtet. Klingt ulkig, ist aber so. Eine Mönchengladbacherin hatte angeboten, sie wolle für das Schließen eines Schlaglochs auf ihrer Radelstrecke gerne die Kosten tragen, wenn es nur endlich verschwände. Die Stadt Mönchengladbach lehnte ab, schlief eine Nacht drüber und richtete das Spendenkonto ein. Logisch. Warum nur eine beherzte Bürgerin am Straßenbau partizipieren lassen, wenn doch praktisch alle?! Eben.

Mönchengladbachs städtisches Finanzsäckel glänzt schließlich ebenso wenig mit gespannten Nähten wie das schlaff herabhängende Exemplar in Leverkusen.

TBL-Chef weiß Besseres fürs Geld

Auf dem Überweisungsformular dürfen sich die Geldgeber sogar aussuchen, welches Problem mit ihrer Spende behandelt werden soll — von der günstigen winzigen Teerablösung über das teurere Loch in Autoachsenbrecherqualität bis zur preislich exklusiven Bearbeitung einer Asphalt-Mondlandschaft. Nur die Idee, jedes verarztete Loch — ähnlich Parkbänken, Bäumen und dem Walk of Fame in Los Angeles — mit einem hübschen Messingschild mit Gravur des Spendernamens zu versehen, ist in Mönchengladbach noch niemandem gekommen. Aber ansonsten ist die Idee doch toll

Ist sie nicht, sagt Reinhard Gerlich und stellt klar: "Wir haben im Moment keine besonderen Rückstände an Schlaglöchern in der Stadt und haben mit dem Straßeninstandsetzungsprogramm wesentliche Fortschritte in der Qualität der Straßen gemacht." Selbst seine Idee, für eine Flut an Schlaglöchern ein Subunternehmen zu engagieren, sei derzeit nicht nötig.

Seit die Anliegerumlage für Straßeninstandsetzungsarbeiten am Jahresanfang von 50 auf 70 Prozent erhöht wurde, wehrten sich Bürger sogar gegen derartige Arbeiten, berichtet Gerlich. Als Beispiel nennt er die Nikolaus-Groß-Straße in Alkenrath. Dort würden die Anwohner einen Bürgerantrag gegen die Instandsetzung stellen, erzählt der TBL-Chef. "Und wenn die Leute dafür nicht zahlen wollen, dann wohl erst recht nicht für ein Schlagloch."

Überhaupt: "Da zahlen in Mönchengladbach auf dieses Konto drei, vier Bürger ein, dann hört man nie wieder was davon. Also ich wüsste jedenfalls was Besseres mit meinem Geld anzufangen." Das glaubt man unbesehen, davon ab, wohnt Reinhard Gerlich gar nicht in Leverkusen. Vielleicht ist der TBL-Chef auch in Sorge, dass künftig nicht mehr jedes Straßenloch der Stadt Gerlich heißen könnte.

(RP)
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