Wegenetz in Leverkusen Stadt will schnellere Radwege in Nachbarstädte

Die Stadt Leverkusen will schnellere Fahrradverbindungen in die Nachbarstädte schaffen. Können bessere Radwege die Straßen entlasten? Verkehrsforscher Michael Schreckenberg glaubt nicht daran. "Ich kann die Eurphorie nicht teilen", sagt er.

 Der Radverkehr zwischen Leverkusen und den Nachbarkommunen soll gestärkt werden. (Symbolbild)

Der Radverkehr zwischen Leverkusen und den Nachbarkommunen soll gestärkt werden. (Symbolbild)

Foto: rm-

Städte in der Nachbarschaft haben in den vergangenen Monaten so sehr vorgelegt, dass der Beobachter meinen konnte, Leverkusen verschlafe einen Trend: Überall in der Region feilen Kommunen an ihrem Radwegenetzen. In Solingen etwa soll nicht bloß ein Radweg, sondern eine schicke "Velo-Route" entstehen, die später bis Hilden reichen soll. Man dürfe auf keinen Fall den Anschluss an verkehrspolitisch neue Zeiten verpassen, heißt es aus dem Rathaus.

Aus Leverkusen sind zwar weniger energische Töne zu hören, das heißt aber nicht, dass die Stadt das Thema Rad-Mobilität verschläft. "Wir planen schnelle Verbindungen in die Nachbarkommunen", teilt das Baudezernat auf Anfrage mit. Gestärkt werden sollen insbesondere die Wege nach Köln und in den Rheinisch Bergischen Kreis. Die Stadt verweist auf die hohen Pendlerzahlen in diese Gebiete. Eine von der Stadt Leverkusen in Auftrag gegebene Mobilitätsstudie hatte im vergangenen Herbst ergeben, dass jeder zehnte Weg, den Leverkusener auf sich nehmen, nach Köln führt. "Wir wollen vorhandene Radwege überplanen und neue Fahrradachsen finden", sagt Stadtsprecherin Julia Trick. In der vergangenen Woche tagte ein Arbeitskreis mit Vertretern aller drei Kommunen.

Radwege gegen den Stau?

Mit dem Bau von Radwegen sind viele Hoffnungen verbunden, zum Beispiel, dass endlich Schluss mit dem Dauerstau sein könnte. Aber ist das realistisch? Durchaus, sagt Projektleiter Thorsten Koska vom Wuppertal Institut. "Es gibt zu dieser Frage zwei Studien, die den Schluss nahelegen, dass Radwege Entlastung bringen können", sagt er. Eine der Studien stamme aus den Niederlanden und beziehe sich auf Wege, die nicht länger als 15 Kilometer sind. So weit ist es in etwa vom Leverkusener Rathaus bis zum Kölner Dom.

Verkehrsforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen glaubt hingegen nicht, dass bessere Fahrradwege das Stau Problem abmildern. "Es wird viel darüber diskutiert, aber mit besseren Radwegen löst man kein Verkehrsproblem", sagt er. Das fange beim Wetter an: Wer will schon bei Regen oder Frost mit dem Rad zur Arbeit fahren? "Ich kann die Euphorie nicht teilen", sagt Schreckenberg - und verweist auf die enormen Kosten und das Problem der Anschlüsse. Wer mit dem Rad in eine Stadt will, komme auf einem Schnellweg zwar zügig bis in einen Vorort, für den Rest der Strecke müsse er aber auf herkömmliche innerstädtische Wege zurückgreifen. Das fresse Zeit.

Koska verweist indes auf positive Aspekte abseits der Stauproblematik: "Der Radverkehr hat einen klaren Vorteil in Sachen Umweltfreundlichkeit, das spielt gerade dort eine Rolle, wo die Feinstaubbelastung hoch ist."

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