Was Macht Eigentlich? Ehemaliger Abgeordneter Heinz Schemken und der große Lauschangriff

Leverkusen · Gemütlich spaziert er über den Heiligenhauser Rathausplatz, in blaukariertem Hemd und Jeans. Freizeitlook. Unerkannt kommt er zumindest in Heiligenhaus aber keine zehn Meter weit. "Hallo Herr Schemken, wie isset denn so?" Händeschütteln hier, Schulterklopfen dort, ein kleiner Plausch. "Zugegeben, ich bin ziemlich erfreut, dass das hier so läuft. Wäre es anders - ich würde etwas vermissen. Alte Zeiten klingen eben lange nach."

Gerade so, als wäre der 80-Jährige eben erst von einer Wahlkampfveranstaltung für seine Partei, die CDU, gekommen, der er seit mehr als einem halben Jahrhundert angehört. Oder aus dem Heiligenhauser Rathaus, in das er seit jeher von Velbert aus beste Kontakte pflegt.

Schemken charakterisiert sich gern als "Junge der Region." Ein Junge mit tiefen Velberter Wurzeln. In seiner Heimatstadt wurde er in den Fünfziger Jahren Bau- und Kunstschlossermeister. Dann kam die Politik: Bürgermeister seiner Heimatstadt war er von 1969 bis 1984 und von 1989 bis 1998. Parallel dazu saß Schemken knapp zwei Jahrzehnte im Bundestag - bis 2002. Dort brachte er es 1998 als Hinterbänkler sogar zu einer Titel- Schlagzeile in der Bild-Zeitung, auch wenn die ihm nicht gefallen haben dürfte: Weil er die Abstimmungskarten verwechselt hatte, stimmte Schemken beim großen Lauschangriff versehentlich mit der Opposition und trug so zu einer der größten Abstimmungsniederlagen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl bei.

Er pflegte und pflegt er seine guten Kontakte über das Kolpingwerk, dessen Bundesvorsitzender er von 1986 bis 2004 war. Heute gehört Schemken dem Kuratorium der Kolping-Stiftung an, die er selbst ins Leben gerufen hat. Das eigentliche Netzwerk aber, das hat der verwitwete Vater von drei Kindern im Niederbergischen. Nicht nur, weil er zeitweise Bezirkschef des Städte- und Gemeindebundes in Düsseldorf war. Dass er durch seinen Einsatz Großprojekte wie den Autobahnring um Ratingen - und nicht zuletzt den Bau der A 44 - vehement nach vorn getrieben hat, zählt zu Schemkens Leistungen, die bis heute wirken. Daneben bewies eine alte Bürgermeisterrunde Talent fürs Showgeschäft. Heinz Schemken, Wolfgang Diedrich (Ratingen), Peter Ihle (Heiligenghaus) und Ulrich Eilebrecht (Wülfrath) machten sich als "Singende Bürgermeister" einen Namen. Man brachte eine CD heraus - für den guten Zweck - und schaffte es damit zu Fernseh-Ehren.

(pk/peco)
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