Gut Gemacht Schauspiel gegen Homophobie

Leverkusen · Theater in der Gästekabine der BayArena: Nein, dabei handelt es sich nicht um einen Wutanfall eines Trainers, aufgrund der Leistung seiner Mannschaft. Vielmehr machten sich 22 Zuseher mit Schauspieler Matthias Damberg auf die Suche nach schwulen Fußballern.

 Schauspieler und Theaterpädagoge Matthias Damberg (44) nahm gut 22 Zuschauer mit auf seine Suche nach schwulen Fußballern.

Schauspieler und Theaterpädagoge Matthias Damberg (44) nahm gut 22 Zuschauer mit auf seine Suche nach schwulen Fußballern.

Foto: Uwe Miserius

Theater in der Gästekabine der BayArena: Nein, dabei handelt es sich nicht um einen Wutanfall eines Trainers, aufgrund der Leistung seiner Mannschaft. Vielmehr machten sich 22 Zuseher mit Schauspieler Matthias Damberg auf die Suche nach schwulen Fußballern.

Dabei schlüpft Damberg in einem vielschichtigen Stück in die verschiedensten Rollen. Mal erzählt der 44-Jährige die Geschichte seines Heimatvereins, BSV Sülbeck - einem unterklassigen Klub, in dem einer seiner Mitspieler homosexuell ist. Dann schlüpft er in die Rolle eines Fans auf der Tribüne, um wenig später auf der Leinwand leicht dokumentarisch seine Ausflüge zu unterschiedlichen deutschen Fußballvereinen zu zeigen, bei deren Partien er Fans mit seiner Suche konfrontiert.

Denn es gibt sie, die schwulen Fußballer, das ist völlig klar. Und dennoch lebt keiner dieser Menschen seine Sexualität offen aus. Überhaupt: wie sieht der typische Homosexuelle aus? Gibt es den überhaupt? Und warum haben Männer Angst, neben einem schwulen Menschen zu jubeln und diesen in die Arme zu schließen? Laut Studien sind zehn Prozent der Bevölkerung schwul. Heißt: im DFB gut 500.000.

Göttingen ist die erste Station. Ein Verein, deren Gegner beispielsweise Eintracht Braunschweig II heißen. Kurzum: der Verein ist nicht außerordentlich erfolgreich. Bei den Fans dort sind die Meinungen geteilt. Viele scheinen auch überrascht ob der Frage, die ihnen da gestellt wird. Eine Antwort eines Jugendlichen, etwa 20 Jahre alt, schockiert. Er behauptet, es gebe keine schwulen Fußballer. Und wenn, müsse man sie vergasen. In diesem Moment scheint es, als könne man die aufkommende Betroffenheit greifen. "Diese Enge ist für das Stück elementar wichtig", erklärt Damberg, der gelernter Theaterpädagoge ist.

Dessen Reise geht weiter zum BVB aus Dortmund. 80.000 Menschen passen in deren Stadion. Die Menschen hier: offener, diskutierfreudiger. Wieder gehen die Meinungen auseinander, wenngleich die positiven Reaktionen überwiegen.

Nachdem Damberg mit Marcus Urban, einem Ex-Profi-Fußballer und Kenner der schwulen Fußballszene, gesprochen hatte, kramt er einen Zettel aus seiner Jogginghose. Darauf, so sagt er, der Name eines schwulen, deutschen Nationalspielers - von Urban notiert. Und obwohl er das Papier in die Mitte der Zuschauer legt, möchte kaum noch einer wissen, wer darauf vermerkt ist. Denn eines ist klar geworden: im Grunde ist das doch völlig egal.

(RP)
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