Leverkusen Stadthistoriker klären Nazi-Vorwürfe zu Otto Grimm

Leverkusen · Die Stadt Leverkusen wird die Otto-Grimm-Straße noch nicht umbenennen. Derzeit liege kein ausreichendes historisches Material vor, dass der ehemalige Leverkusener Oberstadtdirektor ein aktiver Nazi gewesen sei, berichtete Oberbürgermeister Uwe Richrath am Montag im Stadtrat. Zunächst müsse das Stadtarchiv die Fakten erforschen. Deshalb vertagte der Stadtrat den Umbenennungsantrag der Gewerkschaft Verdi auf die nächste Beratungsrunde.

Die kleine Nebenstraße an der Fußgängerzone in Wiesdorf wurde 1975 nach der Fusion von Alt-Leverkusen und der Kreisstadt Opladen (Kommunale Neugliederung) nach Dr. Otto Grimm benannt. Er war nach Stadtauskunft seit 1951 Stadtdirektor, von 1955 bis 1963 Oberstadtdirektor von Leverkusen. Auch in der Nachkriegszeit habe er seine NS-Überzeugung nicht abgelegt, werfen ihm heute Kritiker vor. Grimm ist 1969 gestorben.

Im Leverkusener Stadtarchiv sind nach Angaben der Stadt keine Hinweise zu seinen Aktivitäten in der Nazi-Zeit vorhanden. Grimm arbeitete auch in Gera, Altenburg und Wolfsburg. Aus dieser Zeit weise die Grimm-Personalakte nur chronologische Angaben auf. Deshalb könne die Stadt Leverkusen bislang das Leben von Grimm zwischen 1933 bis 1945 nicht einordnen. Entsprechende Akten seien im Stadt- und Kreisarchiv Altenburg und im Thüringischen Staatsarchiv aufbewahrt. Sie könnten auch nur dort eingesehen werden, teilte die Stadt den Politikern mit.

Sollte es zur Umbenennung kommen, dürfte dies die Stadt einiges Geld kosten. An der Straße gibt es 35 Anwohner sowie einige Ladenlokale und Firmengeschäftsstellen. Für diese müsste die Stadt wahrscheinlich alle Kosten bezahlen, die mit den Adressenänderungen etwa in Handelsregistern, Branchenverzeichnissen und Behördenlisten anfallen. Insgesamt gebe es hohe Hürden für eine Umbenennung.

(RP)
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