Leverkusen Stadtwerke verteidigen Gaspreis für Witzhelden

Leverkusen · Die Energieversorger in den einzelnen Städten und Gemeinden geben die Gesunkenen gaspreise auf dem Weltmarkt nicht ausreichend an ihre Kunden weiter: So lautet einer der Hauptvorwürfe einer neuen Studie, die der Hamburger "Energieinformationsdienst Energycomment" jetzt im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion erstellt hat.

Der für die Untersuchung verantwortliche Autor Steffen Bukold argumentiert darin, die Haushaltstarife seien den tatsächlichen Gaspreisen im Jahr 2015 nicht angepasst worden. Dies habe der Gaswirtschaft zusätzliche Einnahmen von 1,3 Milliarden Euro beschert. Die privaten Verbraucher seien wegen des Umsatzsteuereffekts dagegen mit 1,54 Milliarden Euro zusätzlich belastet worden. Einen Musterhaushalt (20.000 kWh Verbrauch) kostete diese Margenverschiebung im Jahr 2015 Bukold zufolge zusätzlich 132 Euro.

Gegen diese Behauptungen wehren sich die Stadtwerke Burscheid jetzt in einer Stellungnahme vehement. Das Unternehmen, das auch für die Gasversorgung in Witzhelden zuständig ist, kritisiert, die Studie unterstellte niedrige Beschaffungskosten für das Gas. Die genannten Preise seien in der Realität so aber überhaupt nicht erzielbar.

Siegfried Thielsch, Geschäftsführer der Stadtwerke, merkt an, Bukold habe für seine Berechnungen die Preise im kurzfristigen Gashandel gewählt - dem so genannten Spotmarkt. Auf dem Spotmarkt werden Gasmengen gehandelt, die spätestens am nächsten oder übernächsten Tag geliefert werden müssen. "Damit verlangt der Autor von den Gasversorgern, dass sie ihre gesamten Gasmengen erst wenige Tage vor der Lieferung an die Kunden einkaufen - eine Hochrisikostrategie für die Versorgungsunternehmen und für die Verbraucher", findet Thielsch.

Im kurzfristigen Handel werde beispielsweise eingekauft, um mehr Erdgas in einer plötzlich auftretenden Kälteperiode zu beschaffen. Maßgeblich für den Gashandel seien jedoch längerfristig gehandelte Gasmengen - so genannte Terminprodukte.

"Hier wird Erdgas längere Zeit im Voraus eingekauft", sagt Thielsch. Die Preise auf diesem Markt seien wesentlich langsamer und weniger stark gesunken als die Spotmarktpreise, die der Studienautor gewählt habe. Dafür reduziere diese Art der Beschaffung die Risiken von großen und schnellen Preisausschlägen. Auch ein Preisanstieg am Gasmarkt fließe erst mit einer entsprechenden zeitlichen Verzögerung in die Gaspreise der Kunden ein.

Die Privaten Haushalte stehen mittlerweile vor einer bunten, kaum noch überschaubaren Vielfalt von Gaslieferanten in ihrer Region. Im landesweiten Durchschnitt kann der Kunde zwischen 65 Gasanbietern wählen, in einigen Regionen sind es sogar über 100.

Wohl auch deshalb wehren sich die Stadtwerke so vehement gegen die Behauptungen der Studie. Geschäftsführer Thielsch stellt dazu fest: "Die Stadtwerke Burscheid und die Erdgasversorgung Oberleichlingen fühlen sich durch die Gaspreisstudie zu Unrecht verunglimpft."

Die Gasbeschaffungskosten der Stadtwerke machten bei einem Jahresgasverbrauch von 25.000 kWh übrigens nur rund 34 Prozent des Gasendverkaufspreises (brutto) aus. Die restlichen 66 Prozent würden durch viele andere Kostenbestandteile und Steuern bestimmt.

(RP)
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