Leverkusen Statt Urlaub Operationen in Tansania

Leverkusen · Ein zehnköpfiges Team von Ärzten und Schwestern vom Klinikum bricht erneut auf in Richtung Ostafrika.

 Die Ärzte und Schwestern des Klinikums Leverkusen freuen sich auf ihren Einsatz in Tansania. Sie haben 100 Operationen in zwei Wochen auf dem Programm.

Die Ärzte und Schwestern des Klinikums Leverkusen freuen sich auf ihren Einsatz in Tansania. Sie haben 100 Operationen in zwei Wochen auf dem Programm.

Foto: Uwe Miserius

Statt Strand und Palmen heißt es für zehn Mediziner und Schwestern ab dem 25. April: OP-Saal und ein Zeitplan, der etwa 100 Operationen in zwei Wochen vorsieht. Zum dritten Mal bricht ein Team vom Klinikum Leverkusen auf zu einem "Arbeitsurlaub" in Tansania. In dem ostafrikanischen Staat behandelt die Mediziner-Mannschaft, diesmal begleitet von zwei OP-Schwestern, zwei Wochen lang unentgeltlich die Bevölkerung vor Ort. Die Reisekosten übernimmt der Verein Interplast.

"Die dringlichsten Fälle kommen zuerst dran", sagt Chirurg Werner Wagner, auf den die Initiative zurückgeht und der bereits seit zehn Jahren in Tansania Kranke operiert. Dafür stünde man schon jetzt in Kontakt mit der Klinik vor Ort. Eine Frau mit einem Dachsbiss wartet schon auf Behandlung. Da diesmal zwei Anästhesisten dabei sind, können zwei OPs gleichzeitig stattfinden. Häufig stünden Kropf-OPs an — eine typische Folge von Mangelernährung (und fehlendem Jod) in dem armen Land. Während ein normaler Kropf zwischen 18 und 25 Gramm wiegt, bringt ein deformierter in Tansania auch mal 500 Gramm auf die Waage, nachdem er entfernt wurde.

Unfallchirurgin Svenja König wird sich um viele Knochenbrüche vor Ort kümmern — viele Patienten sind Opfer von Verkehrsunfällen. Vor Ort fehlen die Apparaturen, um die Gliedmaßen zu stabilisieren. Die Mediziner werden Koffer voll Material mitnehmen: Schmerzmittel, Antibiotika, Verbandsmaterial. Vom Klinikum bekommen sie Handschuhe, Nahtmaterial und Desinfektionsmittel gespendet. Auch die Kliniken, in denen Wagner und seine Frau Diana, eine Hebamme, arbeiten, unterstützen das Team mit Sachspenden. Eine Firma spendet 1000 Euro.

Insgesamt wird das "Reisegepäck" des Teams rund 600 Kilogramm umfassen. Die Anreise dauert fast zwei Tage, da am Ende noch eine zehnstündige Jeep-Fahrt die Ärzte in die entlegene Wüstengegend bringt.

Zum ersten Mal dabei ist Sylvia Dorn-Kuhnert. Die Gynäkologin hat bereits Erfahrung im Entwicklungsdienst in Namibia gesammelt, außerdem ist ihre Mutter in Tansania aufgewachsen. Sie wird sich um Infektionen, Eierstock-OPs, Fehlgeburten und ähnliches kümmern. Für OP-Schwester Regina Betzel ist es das erste Mal in Afrika. Sie erhofft sich neue Perspektiven. Die versprechen ihr auch die erfahreneren Mitglieder des Teams: Diana Wagner etwa sagt, dass die Erfahrung einen erden würde. "Man weiß Dinge wieder mehr zu schätzen, etwa dass bei uns sauberes Wasser aus der Leitung kommt", ergänzt Anästhesie-Schwester Petra Stach.

Auch wenn man nicht allen helfen und die Bedingungen auf Dauer verbessern könnte, empfinde er den Aufenthalt jedes Mal als sehr befriedigend, sagt Werner Wagner. Er habe vergangenes Jahr eine Frau mit starken Verbrennungen operiert. Nun will er wissen, wie es ihr geht. Die persönlichen Beziehungen zu den Menschen vor Ort seien sehr bereichernd. Stach: "Die erste Hemmschwelle ist bereits überwunden." Sie nimmt einen Sack voll Kuscheltiere mit — um kleine Patienten "zu bestechen", wie sie sagt. Aber mit am wichtigsten ist für alle, dass das Team sich gut versteht — und darin hat es schon Erfahrung.

(RP)
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