Leverkusen Stoppen keltische Gräberfelder den Bau der Flüchtlingsunterkunft?

Leverkusen · Die Idee, an der Solinger Straße eine Unterkunft für rund 700 Flüchtlinge zu bauen, löst in Leverkusen Widerstände und Kritik aus. Bürgerlisten-Fraktionschef Erhard Schoofs fragte gestern beim Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn an, ob ein historisches Gräberfeld, dass dort auf dem geplanten Baugelände existiert habe, das Projekt noch stoppen könnte. Die Stadt bestätigte gestern, dass es tatsächlich keltische Fundstücke gegeben habe. "Ein eingetragenes Bodendenkmal gibt es aber dennoch nicht", ergänzte Stadtchef Buchhorn, zudem begleite die Denkmalbehörde die Planungen, da sei alles unter Kontrolle.

 Die Ackerfläche an der Solinger Straße soll für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft genutzt werden, aber auch für Gewerbebetriebe.

Die Ackerfläche an der Solinger Straße soll für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft genutzt werden, aber auch für Gewerbebetriebe.

Foto: Hoffmann

Verkauft wird das Grundstück von der Bayer-Immobilienabteilung (BRE), die gegenüber Buchhorn ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Veräußerung des heutigen Ackergeländes telefonisch signalisiert hat. Noch vor den Sitzungen von Finanzausschuss und Stadtrat (22. Juni) sollen die Verkaufsbedingungen mit Bayer verhandelt sein. Teilnehmer der schon terminierten Gespräche sind der Oberbürgermeister und alle Dezernenten.

Die Unterkunft soll von der Stadt gebaut und vom Land NRW betrieben werden. Standort ist ab Grenze Neuburgerhof (etwa ab der stationären Tempomessanlage) in Richtung RWE-Umspannwerk. Die Bauten sollen aber nicht unter den Hochspannungsleitungen enstehen. Die Stadt plant die volle Erschließung des Areals. Damit kann die Fläche, die nicht für die Flüchtlingsunterkunft gebraucht wird, als Gewerbefläche genutzt werden, sagte Buchhorn im Telefonat mit unserer Redaktion.

Die Unterkunft an der Solinger Straße ist nur als eine Zwischenstation für die Flüchtlinge gedacht. Sie sollen dort höchstens drei monate bleiben, da sie bis dann auf feste Stellen in den Kommunen verteilt sein sollen. Möglicherweise bietet das Land auf dem Areal ein kleines Geschäft mit Dingen für das alltägliche Leben an, allerdings ist das Einkaufszentrum in Rheindorf-Nord grundsätzlich auch fußläufig zu erreichen.

Kritik an den Plänen kam gestern vom Flüchtlingsrat Leverkusen. Sprecherin Rita Schillings bemängelte, dass es derzeit vorrangig um das Baurecht, aber fast gar nicht um das sonstige Wohlergehen für die Flüchtlinge gehe. Die temporäre Integration der Flüchtlinge in die Stadtgesellschaft sei auf das Vorhandensein einer Bushaltestelle reduziert worden. Dies reiche bei weitem nicht. Die Erwachsenen und Kinder müssten sich sinnvoll beschäftigen können. Stadtchef Buchhorn versicherte, dass dies geschehen werde. Allerdings sei frühestens in 15 bis 18 Monaten mit der Betreibsaufnahme der Flüchtlingsunterkunft zu rechnen. Es bleibe damit ausreichend Zeit, auch städtische Konzepte für die Betreuung der Flüchtlinge zu erarbeiten. Und außerdem: Dass das Land in Leverkusen eine solche Unterkunft tatsächlich betreiben wird, sei weiter offen.

(RP)
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