Leverkusen Süchtiger überfällt Juwelier und erbeutet Attrappen

Leverkusen · Mit einer milden Strafe von 13 Monaten Haft auf Bewährung kam gestern ein 32-jähriger Leverkusener nach einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft in Schlebusch vor dem Schöffengericht davon. Er war geständig und machte dem Gericht glaubhaft, nach jahrelanger Alkohol-und Amphetaminsucht nun einen neuen Weg eingeschlagen zu haben.

Am 2. Mai 2014 wurde ein Goldschmied in Schlebusch morgens kurz nach 4 Uhr durch ein Geräusch aus seinem Geschäft geweckt. Der Angeklagte hatte das Schaufenster eingeschlagen und mit dem Geräusch die Geschäftsbesitzer, die über dem Laden wohnen, geweckt. Der Goldschmied versuchte, den Einbrecher, der sich mittlerweile mit mehreren Paletten von Ringen aus dem Staube machte, mit seinem Auto verfolgen und sogar stellen. Das Verhalten des Angeklagten sei allerdings sehr merkwürdig gewesen, erinnerte sich der Zeuge. "Der Mann ging wie ein Roboter. Ich bin zwar kein Arzt, aber ich würde sagen, er war voll auf Drogen. Der Mann war irgendwie neben der Spur", sagte der Zeuge.

Er sei dann aus seinem Auto gestiegen, um den Dieb zu stellen: "Er drohte mir mit einem kleinen Beil und sagte: Ich hau' dich kaputt. Dann habe ich den Rückzug angetreten", berichtete der Goldschmied, der außerdem vor Gericht verriet: "Die Ringe waren nicht echt, es waren alles nur Dummys." Das sei auch bei anderen Juwelieren so üblich, nur Modelle auszustellen. Die Kosten für diese Attrappen gab er mit etwa 2000 Euro an.

Der Angeklagte entschuldigte sich bei dem Goldschmied für den Überfall und beteuerte, er habe von den Drogen und auch den "falschen Freunden" in Leverkusen endgültig Abschied genommen. Er wolle in der Stadt, in der er zur Zeit noch die Suchtklinik besuche, ein neues Leben anfangen und habe dort auch bereits eine Arbeits- und Ausbildungsstätte in Aussicht,

Zur Tatzeit war der junge Mann obdachlos. Er habe zwar abwechselnd bei "Kollegen" Unterschlupf gefunden, die aber ebenfalls zur Drogenszene gehört hätten, gab er zu. Zum Tatvorwurf sagte er: "Ich hab's im Suff gemacht, ich habe damals so ziemlich alles genommen, was ich bekommen habe." Kurz vor seinem 18. Geburtstag habe er mit den Drogen begonnen. Eine genaue Erinnerung habe er an die Tat zwar nicht. Er sei aber morgens aufgewacht und habe die Ringe und das Beil gesehen. Den Rest habe er sich dann zusammenreinem können. Blutspuren an einer Glasscherbe bewiesen zudem durch den DNA-Abgleich eindeutig, dass der Beschuldigte der Einbrecher gewesen sein musste. Das Beil habe er dann in einen See in Steinbüchel geworfen und die falschen Ringe ebenfalls entsorgt: Er habe das Diebesgut zwar noch in Köln verkaufen wollen, dabei habe sich aber herausgestellt, dass die Ringe nicht echt waren. Das milde Urteil begründete der Richter mit einer guten Sozialprognose. Ein Gutachter hatte dem Mann außerdem verminderte Schuldfähigkeit attestiert.

(RP)
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