Leverkusen Suizid: Bei Jugend Todesursache Nr. 1

Leverkusen · Selbstmord ist die häufigste Todesursache bei 15- bis 25-jährigen Leverkusenern, fast immer nach Depressionen: Anlass für das Sozialpsychiatrische Zentrum, in einem Präventivprojekt "Seelenhelfer" in neunte Schulklassen zu schicken.

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Foto: gms

Wenn junge Leverkusener sterben, dann ist die Todesursache in den meisten Fällen ein Suizid: "Niemand spricht darüber. Und wir waren selbst total erschrocken", gibt Barbara Melchers, Geschäftsführerin des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) Leverkusen, zu. Die meisten Todesfälle der 15- bis 25-jährigen Leverkusener seien auf Selbsttötung, zumeist nach Depressionen, zurückzuführen. Eine erschreckende Bilanz, der sich das SPZ jetzt in einem Präventivprojekt ganz neu stellen will.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Hilfesuchenden im SPZ um zwölf Prozent gestiegen. Von den 882 Ratsuchenden litt ein großer Teil unter Depressionen, und 20,5 Prozent dieser Menschen gaben zu, bereits einen Selbstmordversuch hinter sich zu haben. Diese Entwicklung alarmiere die Mitarbeiter des SPZ, sagt Melchers. Einerseits die Zunahme der Patienten mit affektiven Störungen und Depressionen, andererseits die erschreckende Zahl von jungen Selbstmördern fordere zu handeln - und das vorbeugend!

Deshalb beginnt das SPZ im neuen Schuljahr mit dem Projekt "Verrückt - na und" an den neunten Klassen einiger Leverkusener Schulen: "Wir können nicht auf Anhieb in alle Schulen kommen, weil wir noch nicht genügend für diese spezielle Aufgabe geschulte Mitarbeiter haben", betont Melchers. Aber perspektivisch sei der Ausbau dieses wichtigen Präventivprojektes geplant.

So werden nach den Sommerferien die ersten Zweierteams des SPZ , bestehend aus einem professionellen Mitarbeiter und einem sogenanten Experten aus Erfahrung, zu den 15- bis 16-Jährigen in einige örtliche Schulen kommen. "Experten aus Erfahrung" sind Menschen, die selbst psychisch krank oder sogar auch selbstmordgefährdet waren: "Es ist zwar immer schwer, solche Menschen zu gewinnen, von ihrem Schicksal vor einer Schulklasse zu sprechen. Aber diese Ansprache ist viel wirksamer, als wenn nur ein Theoretiker vor den Jugendlichen steht", weiß Melchers und fügt hinzu: "Besonders gut ist es, wenn wir Experten aus Erfahrung haben, die auch zumindest annähernd im Alter der Jugendlichen sind."

Für das Präventiv-Projekt sind laut Melchers die ersten acht bis zehn Zweierteams bereits in Leipzig ausgebildet worden. Dort wurde das Schulprojekt "Verrückt - na und" in Zusammenarbeit mit der Universität entwickelt und in der Praxis erfolgreich umgesetzt. So wie in Leverkusen sind die Projektpartner stets Psychologische Beratungsstellen oder eben ein Sozialpsychiatrisches Zentrum: damit die Jugendlichen dort sofort ihre Anlaufstellen finden, wenn in den Schulen mal nicht Mathematik oder Englisch, sondern die seelischen Probleme der jungen Menschen "auf dem Stundenplan" stehen. Ein bis zweimal im Monat sollen künftig neunte Klassen in Leverkusen Besuch vom SPZ bekommen: "Aber bitte noch keine Anmeldungen, wir werden sonst überrannt!", befürchtet Melchers. Das Projekt müsse erst langsam aufgebaut werden.

Abgesehen vom Schulprojekt bietet das SPZ aber unter dem Motto "jetzt.du" für 15- bis 25-jährige Leverkusener eine offene Sprechstunde jeden Dienstag von 15 bis 19 Uhr an der Manforter Straße 184 an. Im Notfall kommen die Seelenhelfer auch kurzfristig zu den jungen Menschen nach Hause.

(RP)
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