Leverkusen Tandem-Tour mit blinden Botschaftern

Leverkusen · 18 Zweierteams mit jeweils einem Sehbehinderten oder Blinden machten gestern auf der Tandem-Tour von Basel bis Rotterdam bei dem Sponsoren Bayer Health Care Rast. Sie klären über altersanhängige Makula-Degeneration auf.

 Einfahrt der Tandems bei Bayer Health Care: Jeder nichtbehinderte Pilot hat einen schwer sehbehinderten oder sogar blinden Mitfahrer auf den Rädern. Die Tour geht über 934 Kilometer.

Einfahrt der Tandems bei Bayer Health Care: Jeder nichtbehinderte Pilot hat einen schwer sehbehinderten oder sogar blinden Mitfahrer auf den Rädern. Die Tour geht über 934 Kilometer.

Foto: Ralph Matzerath

Aufmerksamkeit erregen die 18 Tandem-Teams, die gestern bei Bayer Health Care empfangen wurden. Aufmerksamkeit wollen die Tandems mit jeweils einem blinden oder schwer sehbehinderten und einem nichtbehinderten Fahrer weniger für sich, sondern für die Volkskrankheit altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) erzeugen.

Die Tandems sind insgesamt 934 Kilometer von Basel bis Rotterdam unterwegs. Ihre gestrige Station in Leverkusen bei Bayer Health Care als einem ihrer Hauptsponsoren war nur eine Rast in Nordrhein-Westfalen. Quasi zum Frühstück werden sie heute im Düsseldorfer Landtag erwartet. Neben ihrer Botschaft für mehr Verständnis gegenüber Sehbehinderten und Blinden werben die Radler auch für einen sozialeren Umgang mit Behinderten.

Den besten Beweis, wie so etwas funktionieren kann, bietet ein Team mit einem nichtbehinderten Piloten und einem zugleich blinden und tauben 64-jährigen Mann. Der Pilot malt dem Mann Zeichen in die Hand, eine besondere Form der Verständigung bei Blinden und Tauben.

In Basel sind die Tandems am 1. September gestartet, und in Rotterdam wollen sie am Mittwoch ankommen. Sozialdezernent Marc Adomat begrüßte die Sportler gestern für die Stadtverwaltung und machte ordentlich Lärm dabei mit einer Tröte. Denn Bayer Health Care hatte Tröten und Rasseln für das Begrüßungskomitee verteilt, ein leckeres Mittagsbuffet für die Sportler und ihre Begleiter aufgebaut und zum Einzug der friedlichen "Gladiatoren" den Hit "Ein Hoch auf uns!" eingespielt. Adomat lobte die Tandem-Rhein-Tour als "gelebte Inklusion". Und Helmut Schaefers, Mitglied der Geschäftsleitung von Bayer Health Care, betonte die Wichtigkeit, solche Aktion stetig fortzusetzen. Denn nur durch eine gewisse Nachhaltigkeit werde auch die erwünschte öffentliche Aufmerksamkeit erzielt, sagte Schaefers und verglich die Tandem-Tour, die bereits seit 2010 läuft, mit der seit drei Jahren erfolgreichen Bayer-Aktion "Rote Karte gegen Schlaganfall". Für die Volkskrankheit AMD soll die Tandem-Tour vor allem aufklärend wirken. Deshalb ist ein Tour-Bus mit dabei, der gestern in Leverkusens Innenstadt Station machte. Informationsmaterial und Gespräche seien auf viele sehr offene Menschen gestoßen, lobten die Begleiter der Tandem-Tour. Das sei nicht überall so gewesen, aber in Leverkusen seien die Menschen eben Rheinländer, stellten die Teilnehmer der Tour fest, die aus vier europäischen Ländern zusammenkommen. Einige Leverkusener hätten sich sogar als Piloten für die nächste Tandem-Tour vormerken lassen, freuten sich die Organisatoren.

Das Ziel, über die altersabhängige Makula Degeneration (AMD) aufzuklären, erreichen die Tour-Organisatoren hauptsächlich über die Medien, wie sie gestern zugaben. Dabei sei diese Augenkrankheit extrem verbreitet. Mittlerweile seien alleine in Deutschland schätzungsweise bis zu 3,5 Millionen Menschen an AMD erkrankt.

Durch fortschreitendes Altern der Menschen werde mit einer weiteren Steigerung der Fälle gerechnet. Als chronische Erkrankung sei AMD aber von den Krankenkassen bisher nicht anerkannt, auch fehle es an Wissen über Diagnostik und therapeutische Möglichkeiten, beklagt der Selbsthilfeverband Pro Retina.

(RP)
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