Leverkusen Tötete ein 82-Jähriger seine Ehefrau (77) aus Eifersucht?

Leverkusen · Im sogenannten Sicherungsverfahren gegen einen 82-Jährigen aus Rheindorf, der im Juni vergangenen Jahres seine fünf Jahre jüngere Frau erschlagen haben soll, kam der Beschuldigte gestern vor der 5. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts zu Wort. Der Angeklagte erzählte eine lange Geschichte - beginnend mit seiner Zeit in der ehemaligen Sowjetunion, als sein kleiner Geburtsort in der Ukraine noch zur UdSSR gehörte, von den Kriegsjahren und von seinem beschwerlichen beruflichen Werdegang als gelernter Schlosser.

Vor allem aber von seiner 55 Jahre dauernde "liebevollen Beziehung" mit seiner Frau, die in der gemeinsamen Rheindorfer Wohnung mit einer Tragödie endete.

Dabei fällt es dem Zuhörer im Gerichtssaal allerdings nicht ganz leicht, die ausführlichen Beschreibungen seines Lebens und - erst recht nicht - die geradezu minutiösen Wahrnehmungen von dem Tötungsdelikt selbst zu glauben. Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass sich der kraftlos wirkende Mann auf der Anklagebank, dem zwei Pflichtverteidiger und eine Dolmetscherin zur Seite stehen, als Schriftsteller von "rund zehn Büchern" bezeichnet.

Als er gerade die letzte Manuskriptprobe seines letzten Buches an einen Verleger nach Berlin geschickt hatte, machte er sich auf den Nachhauseweg. Was sich allerdings in den nächsten zwei bis drei Stunden in der Wohnung abgespielt hat, muss vor allem für das Opfer der reinste Horror gewesen sein.

Bei einer lautstarken Auseinandersetzung, zu der es eine lange Vorgeschichte gibt, geriet der zur Tatzeit 81-Jährige offensichtlich so in Rage, dass er seine Frau geschlagen hat.

Das muss er, folgt man seinen Einlassungen vor Gericht, bewusst getan haben. Denn er suchte gezielt nach einem sogenannten "Morgenstern", allerdings nicht als langläufig bekannte Waffe, sondern als ein Symbol aus dem jüdischen Leben. Das hatte das Rheindorfer Ehepaar, soweit sich der Tatverdächtige erinnern konnte, als Geschenk zur Hochzeit erhalten.

Der Mann hatte dieses schwere Metallstück noch erst zu einem handlichen Werkzeug auseinander schrauben müssen, um damit seine Frau zu schlagen. Bewusst habe er "nicht fest gehauen", weil er abschätzen konnte, dass ein festerer Schlag mit diesem schweren Gegenstand auch tödliche Verletzungen hätte verursachen können. Seine ausführliche Schilderung des dynamischen Tatablaufs deckte sich allerdings nicht mit den polizeilich festgestellten Spuren am Tatort, einer Etagenwohnung in Rheindorf.

Beispielsweise will er nur einen kleinen Blutfleck auf dem Bett gesehen haben. Als die Hilfskräfte, die von dem Täter selbst herbeigerufen wurden, das Opfer vorfanden, lag es in einer großen Blutlache - und lebte noch. "Wir fanden eine schwer verletzte Person vor, die noch röchelte und wimmerte", beschrieb der Notarzt den Zustand des Opfers. An der unterschiedlichen Pupillen-Weitung der Augen konnte man aber erkennen, dass das Gehirn stark verletzt war.

Der Notarzt konnte letztlich nicht helfen, noch in der Wohnung verstarb die Frau.

Hintergrund der Tat scheint ein Eifersuchtsdrama zu sein, die 75-jährige Frau soll gleich zwei Liebhaber gehabt haben; von einem sei sie angeblich sogar vergewaltigt worden. Folglich wurde offen über eine Trennung gesprochen. Der Mann hatte sich wohl auch schon nach einem Platz in einem jüdischen Altersheim in Düsseldorf erkundigt.

Die Tat bestreitet der Beschuldigte nicht, wenn er auch weiterhin ausdrücklich betont, seine Frau nicht getötet haben zu wollen. Er habe sich vielmehr selbst das Leben nehmen wollen, als er nach den ersten Schlägen das Niederträchtige der Tat erkannt und infolgedessen zweihundert Tabletten geschluckt habe.

Der Beschuldigte ging davon aus, so seine Erklärung vor Gericht, dass seine Frau überleben und er selbst sterben würde. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

(sg-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort