Leverkusen Traditionsgaststätte "Zur Post" macht die Tür für immer zu

Leverkusen · Mehr als ein Jahrhundert steht es bereits da, überdauerte Schnee, Regen und Eis. Zwischen den gewöhnlichen Mehrfamilienhäusern ist es quasi der exotische Nachbar, der auffällt. Und es stellte einen Mittelpunkt im Leben vieler Quettinger dar. Nun heißt es in gut einem Monat: Mach's gut, Restaurant "Zur Post".

 Rolf Berns vor seiner Gaststätte "Zur Post" in Quettingen. Nun verabschiedet er sich mit seiner Frau Ute in den Ruhestand.

Rolf Berns vor seiner Gaststätte "Zur Post" in Quettingen. Nun verabschiedet er sich mit seiner Frau Ute in den Ruhestand.

Foto: Miserius

Inhaber Ute und Rolf Berns haben sich entschieden, alsbald in den Ruhestand zu gehen. Der Herd wird abgestellt, die Tür bleibt in Zukunft nicht nur am mittwöchentlichen Ruhetag geschlossen. Das trifft so manchen Menschen hart - insbesondere diejenigen, die sich in den verschiedensten Vereinsleben des kleinen Stadtteils engagierten.

Für rund drei Jahrzehnte war das Haus, das bereits über 118 Jahre auf dem Buckel - oder viel mehr dem Dachstuhl - hat, die Heimat der Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft. "Betroffenheit mischt sich mit Dankbarkeit - so kann man es am besten ausdrücken", sagt Schützenbruder Stefan Hebbel. Zwar habe ihn das endgültige Aus der Gastwirtschaft schon überrascht, gleichwohl habe sich ob des fortgeschrittenen Alters Ute und Rolf Berns der Verlust seit langer Zeit angedeutet.

"Es waren wunderbare Wettbewerbe, viele Könige wurden dort ausgeschossen. Und wir sind dankbar, dass uns so lange eine Heimat geboten wurde", erinnert sich der 40-Jährige. Auch sein Vater und Geschäftsführer des 1928 gegründeten Schützenvereins, Paul Hebbel, weiß die Gastfreundlichkeit des alten Ehepaars zu schätzen und ordnet deren Ruhestand als "großen Verlust" ein.

Allerdings sei die Bruderschaft jetzt keineswegs heimatlos. Feiern und Vereinstreffen könnten im Schützenbürgerhaus abgehalten werden. "Dort können wir auch mit der Luftpistole schießen", sagt der 69-Jährige. Und für das Ausschießen des Königs sei eine mobile Anlage in Gebrauch, erklärt Sohn Stefan.

Doch nicht nur die Schützen verlieren einen wichtigen Anker. Auch Ulrich Lorenz weiß, "alteingesessenen Quettingern tut das in der Seele weh". Der 61-Jährige, der den Vorsitz der Fördergemeinschaft innehat, erklärt, dem Zusammenschluss ginge zwar nichts ab, gleichwohl verliere er ein treues Mitglied. Rund 80 sind es momentan insgesamt.

Nach seinem Kenntnisstand steht kein Nachfolger zur Verfügung. Das Haus solle umgebaut werden, die Fassade allerdings erhalten bleiben. Für Quettingen wäre gerade Letzteres wichtig. Rolf und Ute Berns konnten sich gestern noch nicht öffentlich verabschieden, nochmals zurückblicken und ihre Sicht der Dinge darlegen. Das folge in den kommenden Tagen, versprach das Ehepaar.

(brü)
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