Leverkusen Türken in Leverkusen sagen "Nein" zu Erdogans Präsidialsystem

Leverkusen · Halil Icoez hat sich ein Plakat umgehängt. "Nein zu Faschismus und Diktatur", steht auf Türkisch darauf. Zusammen mit mehreren Männern verteilt er Flugblätter in der Opladener Fußgängerzone, um auf die negativen Folgen einer Verfassungsänderung in der Türkei aufmerksam zu machen.

 Mitglieder der "Leverkusener Nein-Initiative" werben für Meinungsfreiheit, Frauenrechte und Gewaltenteilung in der Türkei.

Mitglieder der "Leverkusener Nein-Initiative" werben für Meinungsfreiheit, Frauenrechte und Gewaltenteilung in der Türkei.

Foto: Susanne Genath

"Wir haben noch keine Plakate auf Deutsch, aber das kommt noch", sagt der Leverkusener. Denn sie seien Mitglieder der neuen "Leverkusener Nein-Initiative", die jetzt als Untergruppe der europaweiten "Nein-Initiative" gegründet worden sei. "Wir sind schon mehrere hundert Leverkusener aller Religionen und in der Türkei vertretenen Nationalitäten", berichtet er. "Wir wollen zeigen, dass es nicht nur Erdogan-Anhänger gibt, sondern auch uns."

Die Mitglieder seien in die deutsche Gesellschaft integrierte türkische Familien, die zum Teil schon seit Jahrzehnten in Leverkusen lebten. "Wenn das Präsidialsystem in der Türkei käme, wäre das ein Alptraum. Dann könnte Erdogan ohne Kontrolle regieren. Er könnte die Abgeordneten selbst bestimmen, die Richter und was an den Schulen und Universitäten gelehrt werden soll." Schon jetzt würden sie von Angehörigen in der Türkei erfahren, dass jeder unterdrückt werde, der etwas gegen Erdogan sage.

Auch in Opladen beschimpfe sie der ein oder andere türkische Passant als "Vaterlandsverräter". "Wir wissen, dass wir jetzt besser nicht in der Türkei Urlaub machen sollten", sagt Özgür Kaya. Aber das nehme man im Kampf für die Meinungsfreiheit in Kauf. "Angst ist ansteckend. ,Angst essen Seele auf'", zitiert er einen Filmtitel. "Davon lassen wir uns nicht unterkriegen." Im Gegenteil. Die Initiative wolle nun zwei Mal die Woche mit Infoständen in die Fußgängerzonen von Opladen und Wiesdorf kommen, um das Gespräch mit Türken und Deutschen zu suchen. "Wir freuen uns, wenn noch mehr mitmachen."

(sug)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort