A3-Ausbau "Menschen dem Feldhamster gleichsetzen"

Leverkusen · Der Ausbau der A3 ist in Leverkusen schon seit längerem ein Aufregerthema. Das weiß die Interessengemeinschaft Schleswig-Holstein-Siedlung nur zu genau: Sie hat für den Durchgangsverkehr der A3 Frankfurt - Oberhausen und umgekehrt einen Tunnel vorgeschlagen. "Straßen.NRW hat den Vorschlag aufgenommen und wird ihn in die Variantenprüfung aufnehmen. Wichtig erscheint hier, dass die Aufnahme der Prüfung vom Landesverkehrsministerium ausdrücklich gewünscht wird und mit dem Bundesverkehrsministerium abgestimmt ist", schreibt Friedrich Jonas, Vorsitzender der Interessengemeinschaft. Und weiter: "Im Projektbeirat und Dialogforum hatten wir die Möglichkeit die Variante vorzustellen. Der Vorschlag traf auf eine breite positive Resonanz. Die anwesenden politischen Vertreter halten den Vorschlag für einen Durchfahrtunnel A3 als wichtigen Baustein im anstehenden Planungsabschnitt." Als große Vorteile werden gewertet, dass der Variante keine öffentlichen, privaten Gebäude und Grundstücke zum Opfer fielen, dass die Feinstaubbelastung in Manfort deutlich gesenkt werden könne und ebenso der Stau am Leverkusener Kreuz.

Aber auch hier liegt ein möglicher Haken in einem ähnlichen Detail wie bei den Tunnelplänen für die A1: Ein A3-Tunnel müsste für Gefahrguttransporte geeignet sein. "Eine erste Abschätzung stellt dies in Aussicht und wird im weiteren Verlauf der Planung detailliert geprüft. Tunnel werden nach dem Stand der Technik mit einer Brandfrüherkennung und einer Löschanlage ausgerüstet. Diese erkennen frühzeitig einen Brand und löschen ihn zielgenau. Die Argumentation von ständigen Fehlauslösungen, wie im Köln-Lövenicher Tunnel, kann hier nicht gelten. Brandfrüherkennungs- und Löschanlagen werden in allen Tunnelanlagen verbaut und führen nicht zu ständigen Fehlaulösungen und somit zu Staus", argumentiert Jonas.

Der IG Schleswig-Holstein-Siedlung ist klar, dass ein Tunnel bau- und unterhaltstechnisch mehr kostet als die Verbreiterung einer Autobahn. "Dem sollte jedoch der volkswirtschaftliche Schaden durch Staus und die Belastung des Gesundheitssystems (Lungen- und Herzerkrankungen) gegenübergestellt werden. Der Abwägungsprozess für eine Vorzugsvariante schreibt Straßen.NRW die Beachtung von FFH- Gebieten (Flora-Fauna-Habitat, d. Red.) und den sparsamen Einsatz von Steuergeldern vor. Der Faktor Mensch fällt bei dieser Auswahl hinten runter", moniert Friedrich Jonas. "Das ist nicht mehr zeitgemäß, hier ist der Gesetzgeber aufgefordert, die Maßstäbe zu verändern und den Mensch einem FFH Gebiet gleichzusetzen. Das hört sich schon aberwitzig an, dass Menschen fordern müssen, mit einem Feldhamster o.ä. auf gleiche Höhe gestellt zu werden."

(RP)
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