Leverkusen/Düsseldorf Umstritten: NRW will Rhein bis Köln tieferlegen

Leverkusen/Düsseldorf · NRW-Verkehrsminister Michael Groschek hat bei der Bundesregierung das Projekt "Rheinvertiefung" angemeldet.

 Der Chemparkhafen vor Industrie-Kulisse verfügt über eine gut einen Kilometer lange Kaimauer. Hier dürfen auch 135 Meter lange Binnenfrachter anlegen.

Der Chemparkhafen vor Industrie-Kulisse verfügt über eine gut einen Kilometer lange Kaimauer. Hier dürfen auch 135 Meter lange Binnenfrachter anlegen.

Foto: Schütz

Eigentlich sind 30 Zentimeter nicht viel: Sie entsprechen gerade einmal dem Durchmesser einer alten Langspielplatte. Doch in der Schifffahrt machen 30 Zentimeter manchmal den entscheidenden Unterschied aus. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass größere Schiffe, die den Duisburger Hafen noch erreichen, weil dort eine Wassertiefe von 2,80 Meter herrscht, nicht mehr zum Leverkusener Chempark-Hafen oder nach Köln-Niehl weiterfahren können, denn auf dem Teilstück über Düsseldorf bis Köln bringt es der Rhein als mittlere minimale Wassertiefe gerade mal auf 2,50 Meter.

 Laut Currenta spielt die Tieferlegung für den Dükerbau keine Rolle.

Laut Currenta spielt die Tieferlegung für den Dükerbau keine Rolle.

Foto: UM

Das möchte NRW Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) jetzt ändern: Er hat deshalb beim Bundesverkehrsministerium das Projekt "Rheinvertiefung" angemeldet. Damit soll, so der Plan der Landesregierung, die Kapazität des Rheins für den Güterverkehr erweitert werden.

In Zukunft könnte dann von der niederländischen Grenze bis nach Köln - später sogar bis Bonn - eine Fahrrinnentiefe von 2,80 Meter garantiert werden.

Das Projekt fließt in den neuen Bundesverkehrswegeplan ein, den Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) noch in diesem Jahr vorstellen möchte. Zurzeit werde noch geprüft, heißt es aus seinem Ministerium, im Herbst soll es dann einen ersten Entwurf geben.

Doch schon jetzt regt sich Protest: Experten zufolge würde zwar die Kapazität des Rheins als Wasserstraße im Falle einer Vertiefung deutlich steigen. Schiffe könnten dann vermutlich bis zu 1000 Tonnen mehr Fracht je Fahrt aufnehmen.

Umweltschützer sorgen sich jedoch um die Fisch-Vielfalt im Rhein. Ein Zusammenschluss verschiedener Naturschutzverbände fürchtet um Lachs, Maifisch und Nordseeschnäpel, deren Laichgebiete in Gefahr geraten könnten. Bei Erich Schulz, dem Vorsitzenden des Naturschutzbundes Nabu in Leverkusen, war das Thema einer Vertiefung gestern zwar noch nicht angelandet - doch auch er kündigt an: "Wir werden uns schlaumachen und wieder melden."

Gelegenheit dazu soll es reichlich geben: Für den Bundesverkehrswegeplan ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen.

(RP)
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