Leverkusen Unbedingte Lust am Makabren - Addams Family auf Musicalbühne

Leverkusen · Charles Addams Cartoons über die satirische Umkehrung des Ideals der perfekten amerikanischen Familie erfreuten sich bereits in den 30ern des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Es folgte in den 60er Jahren eine in schwarz-weiß produzierte Serie über die exzentrische Addams Family mit einer besonderen Vorliebe für das Makabre, an die sich der eine oder andere Leser noch erinnern mag. Mit den Kinofilmen in den 90ern endete zunächst die Tradition um Vater Gomez Alonzo Lupold Addams und Co - zumindest bis zum Jahr 2009. Andrew Lippas produzierte ein Musical, das in Chicago uraufgeführt wurde. Jetzt brachte das Theater Osnabrück bei einem Gastspiel dieses Stück in deutscher Übersetzung auf die Bühne des Forums.

 Eine schrecklich nette Familie: Die Addams Family auf der Bühne des Forums fand schnell ihre Fans im Publikum.

Eine schrecklich nette Familie: Die Addams Family auf der Bühne des Forums fand schnell ihre Fans im Publikum.

Foto: Joerg Landsberg (Archiv)

Es wirkte morbide, bizarr und war voll von schwarzem Humor. Die Pointen saßen und bewirkten viel Gelächter im Publikum. Der Saal war zwar nur halb voll, doch gelang es den Künstlern schnell, ihr Publikum aufzuheitern. Es feierte nahezu jede Szene mit Applaus und begeisterten Ausrufen. Verständlich, schließlich saß jeder Handgriff - zumindest fast. Denn trotz einem aufwendigen und opulenten Bühnenbild, starken Schauspielern, Tänzern und Sängern, einem pompösen Orchester, stimmigen Choreografien und passenden Texten wirkte die Inszenierung insgesamt doch recht langatmig. Vielleicht lag es daran, dass das Stück mit drei Stunden Spieldauer angekündigt wurde. Bis zur Pause stimmte der Unterhaltungswert, danach flachte die Story etwas ab, und es passierte bis zum Finale wenig Überraschendes.

So tanzten Gomez Addams alias Opernsänger Jan Friedrich Eggers und seine Frau Morticia Addams (Katarina Morfa) einen innigen Tango, der beide wieder zusammenführte. Denn die Familie Addams erlebt eine kleine Krise, nachdem sich Tochter Wednesday in einen "normalen" Jungen namens Lucas verliebt. Und so werden im Laufe der Zeit die einzelnen Beziehungen immer wieder auf die Probe gestellt. Besondere Anerkennung gilt Maciej Bittner. In all dem Chaos spielt er einen grandiosen Butler Lurch, eine Persönlichkeit, die sich schwer und langsam bewegt, kaum ein Wort spricht (bis zum finalen Song) und doch immer und überall sein kann, aus dem Nichts erscheint und keine Miene verzieht. Herrlich! Und auch Onkel Fester (Mark Hamman) überzeugte mit einer Hommage an die Liebe.

Insgesamt war es doch noch ein sehr gelungener Start in die neue Musical-Spielzeit. Am 17. Januar folgt Jon Waters Erfolgsstück "Hairspray". Den Abschluss setzt der Klassiker "Im Weißen Rössl", vom Deutschen Theater Göttingen (war bereits mit "Franky Boy" im Forum) in drei Akten angelegt. Dann hoffentlich mit wesentlich mehr Gästen.

(hawk)
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