Leverkusen. "Unterschiede muss man als Reichtum feiern"

Leverkusen. · Respekt und Toleranz sind Grundvoraussetzungen für friedliches Zusammenleben und funktionierendes Miteinander. Aktuell scheint es vielerorts genau daran zu mangeln. Grund genug für eine dreiteilige öffentliche Kampagne. Teil 3.

 Die Mitglieder des Musical-Projekts Young Stage (hier eine Auswahl) kommen aus 45 Nationen. Die Zusammenarbeit trotz unterschiedlicher Herkunftskulturen klappt prima, sagen sie.

Die Mitglieder des Musical-Projekts Young Stage (hier eine Auswahl) kommen aus 45 Nationen. Die Zusammenarbeit trotz unterschiedlicher Herkunftskulturen klappt prima, sagen sie.

Foto: VFkB (Gurrey&Irmscher)

Im dritten und letzten Teil der Kampagne "Respekt und Toleranz", initiiert unter anderem von der Aktion "Lust auf Leverkusen" und "Leverkusen - der CLEVere Standort" der Wirtschaftsförderung (WfL), steht die Frage im Mittelpunkt, ob sich junge Leute gegenseitig wertschätzen und anerkennen können, obwohl sie aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und Schulformen kommen?

"Ja, sie können", versichert Arthur Horvath, Initiator des interkulturellen Musical-Projektes "Young Stage", das zuletzt mit dem Titel "Barfuß in meinen Schuhen" überschrieben war. Im vorigen Dezember haben 68 junge Leute aus 45 Nationen - darunter Tänzer, Sänger und Schauspieler sowie Verantwortliche für Gastronomie, Licht und Ton - zum zweiten Mal in Folge bewiesen, dass diese unerlässlichen Werte nicht unbedingt eine Frage der Herkunft, sondern der persönlichen Einstellung sind. Überdies sind Respekt und Toleranz erlernbar.

Zwar herrschen bei Young Stage strenge Regeln. "Wer seine Zeit nicht mit den anderen verbringen möchte oder denkt, er sei etwas Besseres, kann gehen und braucht nicht wiederzukommen", unterstreicht Horvath. Aber zugleich lernen bei Young Stage "alle gemeinsam, dass jeder wichtig für das Projekt ist", verdeutlicht der 41-jährige Liedermacher, der in seiner Arbeit zuletzt maßgeblich durch den aus dem Libanon stammenden Sänger und Komponisten Rabih Lahoud (34) unterstützt wurde. In diesem Zusammenwirken und der gegenseitigen Förderung sieht Horvath den Synergieeffekt des Projektes, so dass am Ende alle über den Nutzen sicher sein können.

Um ihr Ziel zu erreichen, eröffneten die Betreuer das Thema von der anderen Seite, indem sie nach möglichen Gründen für fehlende Toleranz fragten. Und kamen miteinander zu dem Schluss, dass die Ursache in der Ungleichheit begründet ist. Immer wenn Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden, wenn Menschen arm sind, ohne Nahrung und Arbeit, sind sie unzufrieden. Die Unzufriedenheit wiederum bestimmt den Grad der Toleranz. Ähnlich verhält es sich mit Respekt, den Horvath so definiert: "Es geht darum, Menschen nicht vorzuverurteilen, ehe man sie kennengelernt hat."

Nach Meinung von Lahoud steht Respekt gleichbedeutend mit "Vertrauen in sein Gegenüber", während er Toleranz als "gemeinsame Menschlichkeit" bezeichnet, die "Unterschiede als unersetzlichen Reichtum" feiert. Beides zusammen sei unabdingbar für "eine glückliche Begegnung" und den Wunsch, "ein glückliches Leben ohne Angst" führen zu können. All dies gilt es den jungen Leuten von Young Stage zu verdeutlichen. Erreichen lässt sich das vor allem durch viele lange Gespräche. "Wir bearbeiten Konflikte, in dem wir viel reden", resümierte Horvath.

(RP)
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