Leverkusen Verborgene Räume im Bunker

Leverkusen · Ohne Taschenlampe ist man im Bunker an der Bahnhofstraße aufgeschmissen. Denn der Strom in dem über 70 Jahre alten Gebäude ist abgeschaltet, und das Licht, das durch die Eingangstür gegenüber der Humboldtstraße fällt, reicht gerade einmal, um die vermüllte Treppe ins Stockwerk tiefer zu erhellen. Aber schon um die nächste Ecke herrscht Finsternis. Und Müllfreiheit. Und wer eine Taschenlampe dabei hat, kann unter dem öffentlichen Parkplatz eine neue Welt entdecken.

 Gusseiserne Lampen mit dem Charme der 60er und 70er Jahre hängen noch im ehemaligen Weinkeller.

Gusseiserne Lampen mit dem Charme der 60er und 70er Jahre hängen noch im ehemaligen Weinkeller.

Foto: Uwe Miserius

Gleich am Anfang erinnern verschnörkelte Wandlampen aus Gusseisen und Porzellan daran, dass sich dort vor einigen Jahrzehnten einmal ein Weinlokal befunden hat. Auf die ockerfarbenen Wände wurden dunkle Holzbalken im Fachwerkstil gesetzt. Holztheke und Wandbänke lassen das einstige Ambiente erkennen, ebenso die mit Strohmatten verkleidete Decke, die allerdings schon an einigen Stellen abgerissen sind und herunterhängen.

 Die Toilette ist modern, wenn auch voller Spinnweben.

Die Toilette ist modern, wenn auch voller Spinnweben.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Hinter dem Gastraum endet der Charme der 60-er und 70er-Jahre. Links gibt es noch eine voll eingerichtete Toilette mit Pissoir und Papiertuchspender. Von einem langen Flur aus reihen sich dann rechts und links Zimmer an Zimmer, mal etwas kleiner, mal etwas größer. Über einem Eingang steht "Schatzkammer", in einem anderen Zimmer fällt ein weißes Stuckwandbild ins Auge, das einen römisch anmutenden, unbekleideten Herrn zeigt.

 Vom Flur gehen die Räume ab.

Vom Flur gehen die Räume ab.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Fast alle Räume sind leer, abgesehen von Spinnennetzen jeglicher Größe und von ein paar Tonnen, die offensichtlich eindringendes Regenwasser auffangen sollen. "Die Tonnen stehen mindestens schon 20 Jahre dort", sagt Lothar Rindt von der städtischen Gebäudewirtschaft.

 Unscheinbar wirkt der Bunker aus den 1940er Jahren, auf dessen Dach sich ein öffentlicher Parkplatz befindet. Einer der zwei Eingänge liegt in einem Häuschen.

Unscheinbar wirkt der Bunker aus den 1940er Jahren, auf dessen Dach sich ein öffentlicher Parkplatz befindet. Einer der zwei Eingänge liegt in einem Häuschen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)
 Die Treppe hinter dem Eingang ist voll von Unrat.

Die Treppe hinter dem Eingang ist voll von Unrat.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Regelmäßig kontrollieren müsse man den Bunker, der in den 1940er Jahren zwischen Bahnhofstraße und Gerichtsstraße errichtet wurde, nicht. "Der ist für die Ewigkeit gebaut", erklärt er. Die Tür werde lediglich Interessenten geöffnet, die eine Neunutzung des Gebäudes überlegten. "Die letzte Begehung war vor anderthalb Jahren", berichtet Rindt. "Die davor 1998." Nach dem Weinlokal habe noch ein Imbissbetreiber einen Teil der Bunkerfläche eine Zeit lang gepachtet. Das sei es aber auch gewesen. "Es kommen immer mal wieder Anfragen, ob man den Bunker überbauen kann", sagt Rindt. Grundsätzlich sei dies möglich. "Aber das Gebäude würde dann sehr lang und schmal."

(sug)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort