Leverkusen "Verse to go" - Gedichte zum Mitnehmen in der Marienschule

Leverkusen · Ein ungewöhnliches Konzert aus Stimmen, Versen und Sprachen erklang am Mittwoch in der Marienschule. Am "Welttag der Poesie" - initiiert von Unesco und Vereinten Nationen, um dem Bedeutungsverlust von Poesie entgegenwirken - hatten sich Schüler allerhand einfallen lassen. Da begrüßten etwa Kinder der Klasse 5e ihre Mitschüler, indem sie "Maler Frühling" von Hoffmann von Fallersleben rezitierten. Schülerin Rebekka Mattes (Stufe 12) notierte eine eigene Kreation. Anna (5b) überschrieb ihren Reim mit "Die Jahreszeiten". Andere Jugendliche boten konkrete Poesie: Reinhard Döhl (8d) konzipierte einen Apfel mit Wurm, Lena (6a) füllte die Umrisse von Mickey und Minnie Mouse mit den Buchstaben "noir" und "rouge" für schwarz und rot. Klassiker wie "Warum die Zitronen sauer wurden" von Heinz Erhardt oder "Der Seufzer" von Christian Morgenstern fehlten ebenso wenig.

 Einen "Vers to go" gefällig? Schüler der Marienschule - hier mit Lehrerin Elke Heise - hielten zum Welttag der Poesie auch lyrische Mitnehmsel parat.

Einen "Vers to go" gefällig? Schüler der Marienschule - hier mit Lehrerin Elke Heise - hielten zum Welttag der Poesie auch lyrische Mitnehmsel parat.

Foto: Uwe Miserius

Sogar Lehrer haben sich beteiligt: Thomas Brückner überschrieb seinen Beitrag, den er "an einem sonst ereignislosen Abend" verfasste mit dem Titel "Dichtreiz". Darin heißt es unter anderem: "Gern schrieb ich ein Gedicht, vielleicht über die Morgenröte. Jedoch tat das schon Goethe. Dann eben, dächt ich doch, über, nun ja, das eine. Jedoch - das tat schon Heine." Nicht zuletzt schickte der Leverkusener Schriftsteller und ehemalige Marienschüler Christian Linker einen Beitrag mit der Überschrift "Hate Speech". Diverse Aphorismen gab es sogar zum Mitnehmen. Denn weil viele Gedichte zu schön waren, um sie gleich wieder zu vergessen, wurden "Verse to go" angeboten.

Die Idee, dass sich Schüler am Welttag der Poesie beteiligen, stammte von Bücherei-Helferin Rosemarie Nöhre. Marita Ritter, Leiterin des Bücherei-Teams, war begeistert. Sie holten Deutschlehrerin Elke Heise ins Boot. Unter dem Motto "Sprechreiz" wurden Gedichte seit Anfang März gesammelt und auf einer Aktionswand im Glastreppenhaus der Schule präsentiert. Zuletzt waren die Frauen vom Erfolg ebenso überrascht wie erfreut. Ritter: "Wir wurden regelrecht überflutet mit Gedichten." Heise lobte: "Unsere Schüler haben sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, obwohl Dichtung für viele ein Graus ist." Das zeige, dass Lyrik immer noch oder gerade wieder einen hohen Stellenwert habe. Wegen der guten Resonanz wird die Aktion noch bis zum Ende der Woche verlängert. Eine Wiederholung im nächsten Jahr ist ebenfalls geplant.

(gkf)
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