Leverkusen Verzauberung aus dem "Wintergarten"

Leverkusen · Das Erholungshaus wurde am Wochenende zum Varieté-Wunderland. Das berühmte Berliner Theater war zu Gast mit einem Programm, das zwischen Illusion, Jonglage, Tanz und Akrobatik federleicht wechselte und den Atem stocken ließ.

 Ungewöhnliche Luftnummer: Eine Jongleurin in hübschem Kleid arbeitet nicht mit den typischen Keulen und Bällchen - sie lässt Spitzenschirmchen durch die Luft segeln: nostalgisch-zauberhaft.

Ungewöhnliche Luftnummer: Eine Jongleurin in hübschem Kleid arbeitet nicht mit den typischen Keulen und Bällchen - sie lässt Spitzenschirmchen durch die Luft segeln: nostalgisch-zauberhaft.

Foto: Uwe Miserius

Auf das Phänomen Zirkus in seinen unterschiedlichen Bestandteilen von Artistik bis Clownerie hat Bayer Kultur in dieser Spielzeit einen besonderen Schwerpunkt gelegt. Dazu gehört natürlich auch die Facette des Varietétheaters. Am vergangenen Wochenende war mit zwei Vorstellungen der "Wintergarten Berlin" zu Gast, der vor wenigen Monaten sein 25-jähriges Bestehen feierte. Ein Traditionsunternehmen also in der quirligen und schnelllebigen Hauptstadt, das die Erwartungen an Elemente wie Tanz, Akrobatik, Artistik und Musik erfüllt. Das sich zugleich stets erneuert und um zeitgemäße Showeffekte erweitert hat. Und das einen Abend, beziehungsweise "All Night long" - wie dieser Gang durch die Geschichte des Soul überschrieben war - an einem roten Faden aufzieht.

Der bestand in diesem Fall aus mehr oder weniger bekannten Hits verschiedener Jahrzehnte, angefangen in den Goldenen Zwanzigern. Dazwischen eingebettet auch eine gesungene Fassung von Ravels Bolero zur akrobatischen Tanzdarbietung. Im Bühnenhintergrund begleitete eine Band die Songs wie "Stand by me", Lieder des amerikanischen Soul-Duos Sam & Dave, von James Brown und Lionel Richie.

Selbst wer vielleicht mit dieser Musikrichtung nicht so viel anfangen konnte und von den bereitgestellten Ohrstöpseln Gebrauch machte, wenn die Technik ordentlich aufdrehte, der war doch von dieser faszinierenden Show gefesselt. Denn die einzelnen Nummern waren genau auf die Musik abgestimmt. Wie die Choreografie eines Tanztheaters, das es in dieser Mischung auch gab, allerdings eine eher sportliche Variante, die das Publikum ebenso staunen ließ wie die Jonglage-Einlage, die sich von dem abhob, was normalerweise in Zirkusmanegen zu beobachten ist.

Hier gab es eben nicht den Trommelwirbel, der die Spannung bei Artistik-Vorstellungen erhöhen soll. Stattdessen warfen sich die Darsteller im Rhythmus der Musik in die Luft, drehten unglaubliche Saltos oder schienen kurz die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft zu setzen. Wie die Turnerin, die sich im Querstand auf der senkrecht montierten Stange bewegte und dabei nicht erkennen ließ, wie viel Muskelkraft dazu erforderlich ist. Oder der Akrobat auf seiner lose schwankenden Leiter. Sportliche Hochleistungen leicht und anmutig erscheinen zu lassen, das machte diese Show aus.

Ins rechte Licht gerückt, beziehungsweise zauberhaft verstärkt durch alles, was die Lichttechnik bei einer Tournee-Vorstellung hergibt. Mit einer Fülle von Lichtpunkten wurden auf der Bühnenrückwand Kulissen "gemalt". Riesige Fensterbögen wie in einem Palast entstanden da auf Knopfdruck oder wandelbare Farbflächen. Zusätzlich kolorierten Scheinwerfer das Bühnengeschehen mit spektakulären Auftritten und zauberhafter Illusion.

(mkl)
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