Leverkusen Viel Kunst zur Vorsilbe "pro", einmal zu "contra"

Leverkusen · 14 Mitglieder der AG Leverkusener Künstler widmen sich einem "Pro:Jekt". Am Sonntag wird die Schau im Künstlerbunker eröffnet.

 Peter Nettesheim übersetzte bei seinen Arbeiten die Vorsilbe ins Deutsche - "Für".

Peter Nettesheim übersetzte bei seinen Arbeiten die Vorsilbe ins Deutsche - "Für".

Foto: UM

Drei Buchstaben ziehen sich dieses Mal als roter Faden durch die Gemeinschaftsausstellung der AG Leverkusener Künstler, zu der 14 Mitglieder mit Bildern und Skulpturen beigetragen haben. "Pro:Jekt" ist die Schau überschrieben, die am Sonntag eröffnet wird.

Aber die kleine Vorsilbe "Pro" lässt sich ja durchaus mit anderen Worten und -teilen zu unterschiedlichen Bedeutungen verbinden. Einige setzten einfach ein Statement "Pro" Natur. Beispielsweise Friedrich Engstenberg, der kleine, auf wenige Linien reduzierte Figuren wie Eulen oder einen kahlen Baum formte, die ihre Schatten an die weiße Wand werfen. Oder Karl-Karol Chrobok mit seiner Waldserie, von der größere Formate erst kürzlich im Forum zu sehen waren; zusammen mit Holzarbeiten von Rita Klein, die auch hier einen neuen schwungvoll geformten und bemalten Baumabschnitt zeigt. Wie eine Welle ergießt er sich in den Raum, neben ihrer Collage aus Meer-Bildern.

Heiderose Birkenstock-Kotalla, die für die Hängung verantwortlich zeichnet, hat sich mit vier abstrakten Bildern in Grundfarben zur Farbe bekannt, die sie normalerweise sanfter abgemischt verwendet. Helmut Tigges hat im Gegenteil die Farbstifte ganz sparsam verwendet und hauptsächlich Grautöne gewählt für seine nächtlichen Blicke auf Industrieanlagen, die er "Pro Luminus" nennt. Tatsächlich strahlen hier einzelne Lichter in der feinen und detailgenauen Zeichnung. Eine richtige Lichtdusche hat Uwe Miserius fotografiert, als nachts die Opladener Gütergleisbrücke mit der Flex zerteilt wurde. Noch ist das mittlerweile verschwundene Banner für ein Torhaus zu lesen.

Peter Nettesheim, der dieses Mal mit erstaunlich kleinen Arbeiten den winzigen Innenraum bespielt, hat das Thema ins Deutsche übersetzt und den Schriftzug "Für" ausgesägt. Auf dem Boden stehen Halter mit beschrifteten Holzplättchen, aus denen jeder seine persönlichen Favoriten wählen mag: Offenheit, Freiheit, Gleichheit, Frieden... Wünschen darf man hier. Wie mühsam jedoch die Umsetzung ist, zeigt eine kleine Szene aus Holz mit einem Menschen, der ein zartes Pflänzchen hegt.

Wolfgang Schumacher hat einen Fries aus vier Ansichten von den grauen Ecken einer Stadt aufgehängt, Michael Salge lässt seine rostigen Männchen eine Fahne schwenken, und Werner Diefenbachs Malerei mutet mit zerfließenden Formen surrealistisch an. Sigurd Koppenstedt hat "Projektionen" im Kölner Dom eingefangen und bearbeitet, Hans-Lothar Dorsch hat das Thema wörtlich genommen, Jan Willem Matthiesen hat mit kräftigen Pinselstrichen für die abstrakte Landschaftsmalerei Partei ergriffen. Ellen Loh-Bachmann zeigt am Eingang mit einer hochformatigen Leinwand Flagge, pro Europa, wie sie es seit Jahren mit Kunstprojekten tut. Zudem hat sie sich einen Spaß erlaubt mit dem Wortspiel "A-pro-po". Die unkorrekte Schreibweise erklärt sich aus dem Bild. Einer hat dem Pro ein Contra entgegengesetzt: Winfried Gille, der sich mit seiner schmuddeligen Wanne und dem Titel "Hommage an J.B." auf Beuys' Badewanne bezieht, die in Leverkusen von Unwissenden geschrubbt wurde.

(mkl)
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