Leverkusen Viele besorgte Fragen zum neuen Flüchtlingsheim

Leverkusen · Es riecht noch neu in der Flüchtlingsunterkunft Merziger Straße. Das zweigeschossige Gebäude gegenüber der Friedenskirche ist gerade erst fertiggestellt. Nachbarn haben jetzt Gelegenheit, sich umzusehen. Nahezu 100 Anwohner lassen sich von städtischen Mitarbeitern durchs Haus führen. Schnell stellen sie fest: Alles hell und sauber, aber gemütlich ist es noch nicht.

 Ute Kommoß von der Stadtverwaltung führt Anwohner durch die neue Flüchtlingsunterkunft an der Merziger Straße.

Ute Kommoß von der Stadtverwaltung führt Anwohner durch die neue Flüchtlingsunterkunft an der Merziger Straße.

Foto: Uwe Miserius

Der Container mit den Wänden aus pulverisiertem Blech sieht aus, wie bislang jede städtische Unterkunft: Es gibt Gemeinschaftsküchen mit vier Kochstellen für je 20 Personen. Toiletten und Duschen sind getrennt nach Geschlechtern. Die Schlafräume sind ausgestattet mit je zwei Betten. Dazu kommen Tisch, Kommode und Stahlschränke. Zur Grundausrüstung gehören eine Pfanne und ein Topf, Essbesteck, Decke und Kissen sowie Bettwäsche zum Wechseln für jeden Bewohner. Aus Erfahrung weiß der zuständige Einrichtungsleiter Jan Schleper: "Die Leute schaffen es sehr schnell, die Räume wohnlicher auszustatten." Neben ihm wird Hausmeister Thomas Frohn seinen Dienst aufnehmen. Drei Personen des Sicherheitsdienstes sind rund um die Uhr im Einsatz.

Die ersten von insgesamt 90 Bewohnern werden nach den Osterferien in die vorerst letzte, bereits 2016 vom Rat beschlossene Unterkunft, einziehen. Darunter sind 20 Personen aus der Sandstraße in Opladen. Vor dem Abriss werden die dortigen Gebäude sukzessive freigezogen. "Wir sind mit großen Schritten weiter gekommen", sagt Rita Schillings vom Flüchtlingsrat Leverkusen.

Weniger erfreut sind einige direkte Nachbarn. Sie fürchten, dass ausschließlich alleinstehende Männer oder Obdachlose einziehen könnten. Diesem Gerücht widerspricht eine Stadtsprecherin energisch. Eine Frau kommentiert: "Wenn hier 90 Leute wohnen, wird es entsprechend laut."

Eine Andere sagt: "Wir müssen irgendwie damit leben." Ihr Mann spricht offen aus, was viele denken: "Was der Rat da beschlossen hat, widerspricht jeder Logik". Er bezieht sich vor allem auf das 2001 erstellte Bodengutachten. Demnach ist die Fläche mit Altlasten wie Blei, Arsen und Quecksilber der ehemaligen Sprengstofffabrik Carbonit AG verseucht.

Ein zweites Gutachten sei um einiges positiver ausgefallen, sagt der Mann, der sich nicht zuletzt um die Sicherheit der Kinder sorgt. Deshalb sollte der Sicherheitsdienst dringend darauf achten, dass Kinder nicht tiefer als 30 Zentimeter in der Erde buddeln. Barbara Lück bietet nachbarschaftliche Hilfe an. Sie möchte mit den Frauen nähen, stricken, kochen und ihnen Deutsch beibringen."

(gkf)
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