Leverkusen Visionär, aber machbar: 1500 Meter lange Züge

Leverkusen · An der "Transversale", einem Mega-Eisenbahn-Projekt von Rotterdam nach Genua, liegt auch Leverkusen. Ab 2024 könnten dort täglich 1500 Meter langen Zügen durch die Stadt transportiert werden, sagt Bahnvorstand Rausch.

 Blick auf einen der heute noch kurzen Güterzüge am Opladener Bahnhof. Auch dort würden die Superzüge auf der Transversale durchfahren.

Blick auf einen der heute noch kurzen Güterzüge am Opladener Bahnhof. Auch dort würden die Superzüge auf der Transversale durchfahren.

Foto: Ulrich Schütz

Es sind nur wenige Kilometer, die den Leverkusener Anteil ausmachen. Es ist der Anteil ein einem europäischen Megaprojekt für die Wirtschaft - der Transversale Rotterdam-Genua oder, wie die EU die Strecke nennt, Korridor 24. Diese Transversale ist die Eisenbahnverbindung, die die Leverkusener Tag und Nacht beschallen würde. "Man geht davon aus, dass hier jährlich 700 Millionen Tonnen Fracht bewegt werden, was etwa 50 Prozent der gesamten Nord-Süd-Fracht in Europa ausmacht", schrieb Jörg Saalbach, Referent für Europaangelegenheiten des Verbands Region Rhein-Neckar, 2012 in der "Information zur Raumentwicklung".

Auf der etwa 1 400 Kilometer langen Transversale würden täglich Hunderte von Züge auch durch Leverkusen fahren. Ein historisches Projekt ist die Strecke. Denn gerade die Alpen werden teils bis heute als großes Hindernis im Transportwesen wahrgenommen. Schon 1871 unterzeichneten Deutschland, die Schweiz und Italien ein Abkommen zum Bau des Gotthard-Tunnels. 1882 wurde er eröffnet und schaffte damit die Lösung, die Alpen "zu unterqueren". Für Export und Import war dies eine zeit- und kraftsparende Lösung. In der aktuellen Planung zur Transversale wird ein neuer Basistunnel am Gotthard gebaut. Er soll 57 Kilometer lang sein und nur für den Eisenbahnbetrieb zur Verfügung stehen.

Was für den europäischen Binnenhandel vorteilhaft ist, empfinden viele Bürger als große Belastung. Insbesondere die Lärmbelästigung beschäftigt viele Leverkusener und zahlreiche Lärmschutz-Initiativen. Doch nicht nur der Lärm der aktuellen Züge, sondern auch die Angst vor besonders langen Zügen, bewegt einige. 1500 Meter sollen sie lang sein, doppelt so lang, wie die bisherigen Züge. Doch bis das passiert, braucht es noch viel Zeit, wie die Bahn mitteilt. DB-Logistik Vorstand Karl-Friedrich Rausch sagte im Juli, dass in zehn bis 15 Jahren 1500 Meter lange Züge eingesetzt werden könnten. Das heißt also frühestens 2024. "Die Idee ist noch visionär, aber machbar", sagte er der Wirtschaftswoche. Doch müsste bis dahin viel passieren. "Signalanlagen müssten umgesetzt und neue Signalanlagen aufgestellt werden. Außerdem müsse es Überholmöglichkeiten für schnellere Züge geben", erklärte ein Bahnsprecher auf RP-Nachfrage. Die längsten Züge, die aktuell auf deutschem Boden eingesetzt werden, sind 835 Meter lang und fahren von Maschen bei Hamburg ins Dänische Frederica. Es ist die einzige Strecke der Deutschen Bahn, auf der solche Züge eingesetzt werden. Bis 2015 erstellt die Deutsche Bahn außerdem eine sogenannte Machbarkeitsstudie für die langen Züge.

Schon im Februar bezeichnete Markus Hunkel, Produktionsvorstand bei DB Schenker Rail die 835-Meter-Züge als Erfolg "ökonomisch wie ökologisch." 200 Züge seien auf der Strecke Maschen-Frederica jährlich eingespart worden. "Der nächste Schritt wird noch größer, denn auf auszuwählenden Korridoren sind Züge geplant, die mit 1.500 Metern fast doppelt so lang sind, wie derzeit bundesweit zugelassen", sagte Hunkel weiter.

Ob die Transversale eine solche Route sein könnte, beantwortete die Bahn nicht. Der "Aktionsplan Güterverkehr und Logistik" habe bislang nur die Strecke aus den Niederlanden bis Duisburg und Karlsruhe-Basel als Modellkorridore festgelegt, auf denen künftig Züge mit Überlänge fahren sollen. Beide Teilstücke gehören zur Transversale Rotterdam-Genua. Die Frage, ob künftig auch Züge mit Überlänge durch Leverkusen fahren werden, beantwortete die Deutsche Bahn nicht. Noch nicht.

Genauere Prognosen seien erst möglich, wenn die Machbarkeitsstudie der Bahn 2015 abgeschlossen sein werde. Klar sei aber bereits, dass auch in Leverkusen weitere Umbauten an den Bahnstrecken stattfinden müssten, bevor dort 1500-Meter-Züge fahren könnten. Bis dato stehe aber fest, dass Leverkusen Teil der Transversale Rotterdam-Genua sei.

(RP)
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