Leverkusen Visionen eines provokanten Phantasten

Leverkusen · Das Stadtmuseum Langenfeld zeigt bis zum 13. Mai die Werke des 2015 verstorbenen österreichischen Künstlers Ernst Fuchs.

 Angelika Fuchs und die Leiterin des Langenfelder Stadtmuseums, Hella-Sabrina Lange (v. li.), bestaunen eins der gezeigten Werke.

Angelika Fuchs und die Leiterin des Langenfelder Stadtmuseums, Hella-Sabrina Lange (v. li.), bestaunen eins der gezeigten Werke.

Foto: RM (ARCHIV)

Mit einer außergewöhnlichen Ausstellung steigt das Stadtmuseum in das Themenjahr 2018 ein, das unter dem Motto "Servus Österreich" steht. Mit der Unterstützung von Angelika Fuchs ist es gelungen, rund 60 Werke des Mitbegründers der Wiener Schule des phantastischen Realismus, Ernst Fuchs, in die benachbarte Posthornstadt zu holen.

Ernst Fuchs, der 1930 in Wien als Sohn eines jüdischen Vaters geboren wurde, begann 1945 mit dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er war ein Multitalent - Künstler und Architekt, Komponist und Bildhauer, Dichter und Visionär. Als Vertreter der Wiener Schule des phantastischen Realismus suchte er nach der Verwirklichung einer Traumwelt.

"Er ist faszinierend, provozierend und nachdenklich machend", betonte Hella-Sabrina Lange, Leiterin des Stadtmuseums. Seine Kunst stehe im Spannungsfeld zwischen Liebe und Tod. "Er strebte danach, das Leben als Gesamtwerk darzustellen."

Dabei scheute der im November 2015 verstorbene Künstler nicht davor zurück, bewusst zu provozieren. Zum Beispiel mit den Darstellungen biblischer Frauenfiguren, die er häufig sehr erotisch entwarf. "Er wusste, dass das Nackte als göttlich, aber auch als anstößig betrachtet wird", so Lange.

Auch wenn die Ausstellung in fünf Bereiche gegliedert ist, lässt sich schnell erkennen, dass der "Malerfürst" vor allem den Frauen sehr zugetan war. Ob nun den biblischen Gestalten, wie Eva, Judith und Salome, oder den mythologischen wie Daphne und Venus. Die Porträts, die er mit Elementen des Jugendstils ausschmückte, zeigen ebenfalls ausschließlich Frauen, so wie auch die Aktbilder. Dass sich Ernst Fuchs nicht nur künstlerisch vom weiblichen Geschlecht angezogen fühlte, sondern auch als Mann, zeigt seine 16-fache Vaterschaft.

Seine Tochter Angelika Fuchs, Leiterin der Galerie Ernst Fuchs in Wien, erzählte einige Episoden aus dem Leben der Familie. Als er ihre Mutter kennenlernte - eine Frau aus wohlhabender Familie - war er 28 Jahre alt, bereits Vater von vier Kindern und begann, sich den schönen Dingen des Lebens zuzuwenden. "Er war viel auf Reisen, bei Ausstellungen, aber wenn er zuhause war, saß er stundenlang im Kinderzimmer und hat uns selbst erfundene Märchen erzählt", erinnert sich Fuchs. In den 1970er Jahren wandte sich Ernst Fuchs den mythologischen Bildkompositionen zu und wurde quasi über Nacht berühmt und reich.

Info Die Ausstellung ist bis zum 13. Mai von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Freiherr-vom-Stein-Haus, Hauptstraße 83. Der Eintritt ist frei.

(RP)
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