Leverkusen Vogel-Experten rätseln über fehlende Amseln

Leverkusen · Amsel, Drossel, Fink und Star - schon früh am Morgen und auch noch am Abend singen, pfeifen und trällern sie, was das Zeug hält. Doch seit einiger Zeit ist dem Opladener Erhard Jeromin aufgefallen, dass Amseln bei diesem Vogelkonzert offenbar fehlen. "Bei uns sind keine Amseln mehr. Früher waren mindestens 20 vor unserem Haus", sagt Jeromin. "Amseln im Garten sind keine Selbstverständlichkeit", sagt auch Dr. Hans-Martin Kochanek, Leiter von NaturGut Ophoven. Vogelschützer wie er sind besonders alarmiert, seit es im Sommer 2012 zum Amselsterben kam. Damals wurden viele tote Tiere gefunden. Eine Analyse ergab, dass das Usutu-Virus die Amseln tötete, das durch Stechmücken übertragen wurde. Ist es jetzt etwa schon wieder soweit?

 Wird immer seltener: Der Amsel macht seit einigen Jahren das Usutu-Virus zu schaffen. In Leverkusen gab es aber noch keinen Fall.

Wird immer seltener: Der Amsel macht seit einigen Jahren das Usutu-Virus zu schaffen. In Leverkusen gab es aber noch keinen Fall.

Foto: Reiner Jacobs (Archiv)

Seit Ende September wurden dem Naturschutzbund (Nabu) insgesamt 611 Usutu-Verdachtsfälle aus Deutschland gemeldet - davon rund 200 aus NRW. Vogelschutzexperte Lars Lachmann dazu: "Die größte Anzahl von Meldungen kranker und toter Amseln stammt diesmal aus Nordrhein-Westfalen, insbesondere vom Niederrhein und aus dem Raum Aachen." Zahlreiche Meldungen gingen auch aus dem bekannten Ausbruchsgebiet ein, nämlich aus der Region entlang des Rheins von Freiburg bis Köln." Lachmann vermutet: "Das vermehrte Auftreten von Usutu-Infektionen wurde in diesem Jahr sicherlich durch den Witterungsverlauf begünstigt. Auf einen milden Winter folgten ein feuchter Frühsommer und ein trockener und warmer Spätsommer - ideale Bedingungen für Stechmücken."

"Das rätselhafte Fehlen der Vögel muss nicht unbedingt mit dem Virus zusammenhängen", kontert Erich Schulz, Vorsitzender des Naturschutzbundes Nabu Leverkusen. Ihm sei zwar auch aufgefallen, dass es in der Stadt weniger Singvögel gebe. Aber dabei könne es sich um normale Wanderbewegungen handeln, die mit Futter in Zusammenhang stehen. Schulz: "Ich rate deshalb, eine Weile abzuwarten. Tatsächlich kamen die Vögel bisher immer zurück."

Unterstützung für diese Vermutung kommt von Amtsveterinär Dr. Kurt Molitor. In Leverkusen gebe es bisher keine bekannten Usutu-Fälle, sagt Molitor. Das Virus sei für Menschen ungefährlich, für andere Vogelarten aber nicht. Falls wider Erwarten offensichtlich kranke und apathische oder tote Vögel gefunden würden, sollte man diese keinesfalls anfassen, sondern beim Veterinäramt in der Miselohestraße melden. Dann werde jemand die Tiere abholen. "Eigentlich ist es unwahrscheinlich", sagt Molitor, "denn um diese Jahreszeit sind kaum noch Stechmücken unterwegs, die Vögel infizieren könnten."

(gkf)
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