Leverkusen Volle Entspannung bei 100 Grad Celsius

Leverkusen · Mit sinkenden Temperaturen steigt die Anziehungskraft der Wellness-Oasen. Während in Leverkusen das Calevornia mit sieben Saunen Körper und Geist seiner Gäste erwärmt, herrscht ringsherum kein Mangel an Mitbewerbern.

 Schwimmmeister Gerhard Hennes (r.) heizt ein: In der Kaminecke des Calevornia können nach dem Sauna-Gang die Füße hochgelegt werden.

Schwimmmeister Gerhard Hennes (r.) heizt ein: In der Kaminecke des Calevornia können nach dem Sauna-Gang die Füße hochgelegt werden.

Foto: Uwe Miserius

Die Atmosphäre an seinem Arbeitsplatz? "Ich fühle mich sauwohl und entspannt", sagt Gerhard Hennes. Er ist fest angestellt im Zentrum der Wellness an der Bismarckstraße: Der 56-Jährige ist Schwimmmeister im Freizeitbad Calevornia, sorgt unter anderem für die Aufgüsse, die in zwei Saunen einmal pro Stunde angeboten werden. 40 Jahre Berufserfahrung habe er bereits. Und bereut hat Hennes seine Laufbahn nie. Warum auch? "Das Beaufsichtigen der Badegäste ist zwar auch manchmal anstrengend. Aber im Sauna-Bereich ist es immer total relaxt."

Leverkusen: Volle Entspannung bei 100 Grad Celsius
Foto: Uwe Miserius

Dieser Tage läuft für Hennes und seine Kollegen die Wellness-Hauptsaison an. Denn: Je kälter die Jahreszeit, desto heißbegehrter sind die Schweiß treibenden Stuben. Je mehr die Nasen laufen, desto dichter sitzen die Gäste in den insgesamt sieben Saunen. "Wir sind jetzt auf jeden Fall startklar", sagt Dieter Scholz, der Technische Leiter des Sportparks, mit Blick auf die während einer zwölftägigen Schließung durchgeführten Wartungs- und Reparaturarbeiten. Ob 100 Grad in der Erd-Sauna (Scholz: "Das ist für die ganz Harten"), 90 Grad in der Aufguss-Sauna oder 40 Grad im Dampfbad - Fans der finnischen Feuchtgebiete (es gibt aber auch eine Trockensauna) haben reichlich Auswahl in Sachen Entspannung im Calevornia, das auch Massagen und Kosmetik im Angebot führt.

Die Türen zum Sauna-Bereich öffnen sich für Gäste ab 17 Euro. Dafür gibt es zwei Stunden Wellness, obwohl es fast schon nach Arbeit klingt, in dieser Zeit für möglichst lang anhaltende Erholung von Körper und Geist zu sorgen. Aber genauso gibt es eine Grenze nach oben. Schwimmmeister Hennes kennt sie: "Drei Aufgüsse am Tag sind das Maximum. Danach ist man wirklich richtig geschlaucht."

Raum zum Durchatmen bietet auch die "Salzgrotte". Vor knapp vier Jahren ließ Betreiberin Martina Kierspel diese an der Reuterstraße in Schlebusch aufbauen, inzwischen ist die aus 20 Tonnen Himalaya-Salz bestehende Grotte - in Einzelteile zerlegt und wieder zusammengefügt - umgezogen: anderthalb Kilometer weiter nach Schildgen. Denn die Parksituation rund um die Reuterstraße war angespannt, zu angespannt für eine Einrichtung, die sich der Entspannung verschrieben hat.

"Alle, die sich eine Auszeit von der Hektik nehmen wollen, sind hier richtig", sagt Kierspel. Fein gemahlenes Salz sättigt die Luft (35 Prozent Luftfeuchtigkeit); ständig wird Kohlendioxid abgesaugt und Sauerstoff zugeführt; dazu berieselt Entspannungsmusik die Ohren - inzwischen hat Kierspel Kopfhörer mit individuell einstellbarer Lautstärke an allen Plätzen installiert, "weil mancher Besucher nicht die entspannende Atmung des Nachbarn hören wollte", sagt Kierpel schmunzelnd.

Kurz gesagt sei ihre Salzgrotte: "eine Zahnbürste für die Lunge". Etwas ausführlicher gesagt soll ein Besuch "Feinstaub lösen, den Sauerstofftank des Körpers auffüllen, entschlacken, das Immunsystem stärken, den Blutdruck regulieren". Der Preis für einen 55-minütigen Kurzurlaub, der drei Spaziergänge am Meer ersetzen soll: 13 Euro für Erwachsene. Aber auch Säuglinge (laut Kierspel gibt es kein Mindestalter) sind willkommen. Eines müssen aber alle beherzigen: "Das Handy bleibt aus", sagt Kierspel. Denn: "Wessen Telefon klingelt, der zahlt eine Runde für alle Besucher."

An Konkurrenten, die wie Calevornia und Salzgrotte mit Wellness werben, besteht kein Mangel. Das ganz große Rad wird im Mediterana in Bensberg gedreht: Hier fehlt es, so scheint es zumindest, an nichts. Selbst an "Herbstpeelings", CDs mit "Buddhakonzerten" oder Auftritte der Pianistin Robin Meloy Goldsby in der Kerzensauna wurde gedacht.

Auf der anderen Rheinseite findet sich die nächste Bade-Welt mit angeschlossener Wellness-Oase: das Aqualand in Fühlingen. Zum Verwöhnprogramm zählt hier etwa das "Ayurvedische Paket", beim Auspacken kommen eine 40-minütige Ganzkörpermassage und ein Zweigang-Menü für 18 Euro zum Vorschein. Auch ein Junggesellinnenabschied ist möglich - Junggesellen sollen sich aber ein individuelles Angebot erstellen lassen. Womöglich weil beim vermeintlich starken Geschlecht die "Anwendung im Dampfbad mit Sauna-Honigcreme und Mint-Schokoladenduft" oder die "wohltuende Gesichtsmaske" noch keine flächendeckende Akzeptanz gefunden haben.

(RP)
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