Leverkusen Vom "Franzosendrescher" und der Bürgerdämmerung

Leverkusen · Wie das Herzogtum Berg zur Rheinprovinz wurde: Historiker David Bosbach begibt sich bei einer Führung auf preußische Spuren.

 Historiker David Bosbach lässt Teilnehmer seiner Führung am Sonntag eintauchen in die Zeit, als das Bergische zum Königreich Preußen kam.

Historiker David Bosbach lässt Teilnehmer seiner Führung am Sonntag eintauchen in die Zeit, als das Bergische zum Königreich Preußen kam.

Foto: Nico Hertgen

Wer in der Zeit um die Jahrhundertwende vom 18. ins 19. Jahrhundert im Bergischen, etwa nebenan in Odenthal gelebt hat, der musste sich des Öfteren anpassen, was Lebensumstände und Gesetz betraf.

Denn bis zur Besetzung des Bergischen Landes durch die französische Armee 1794 war Odenthal durch die feudale Grundherrschaft geprägt. Mit den Franzosen kamen neue Gesetze, Bürgerrechte, Gewerbefreiheit und eine Zivilverwaltung. 20 Jahre später kamen die Preußen. Denn auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Bergische Land dem Königreich Preußen als Teil seiner Beute aus dem Sieg über das napoleonische Frankreich zugeschlagen.

Für die Odenthaler wie fürs Rheinland hieß das erneut: umdenken. Denn die vom Obrigkeitsdenken geprägten Preußen brachten wieder andere Vorstellungen vom Umgang mit den Untertanen mit ins Bergische. So hieß es im Refrain der sogenannten Kaiserstrophe des Bergischen Heimatliedes aus dem Jahre 1892 "Mit Gott für den Kaiser fürs Bergische Land!" - innerhalb eines halben Jahrhunderts waren aus Bewohnern des Bergischen Landes patriotische preußische Untertanen geworden. Wie es dazu kam, das erläutert der Odenthaler Historiker David Bosbach am Sonntag, 19. April, bei einer Führung, die der Verein Landschaft und Geschichte anbietet.

Der Weg führt vom kleinen Örtchen Osenau über den Grafen- und Mönchsweg nach Odenthal-Stein. Ein Abstecher in die Ausstellung "Bürgerdämmerung im Bergischen" ist eingeplant. Bosbach begibt sich auf der Tour auf eine Wanderung durch die Zeit zwischen den Napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress - und er hat spannende Geschichten im Gepäck: Zum Beispiel die über den "Franzosendrescher" Johannes Häck, der allein und nur mit einem Dreschflegel bewaffnet in der Tür seiner Scheune stehend 63 französische Reiter in die Flucht geschlagen haben soll. Eine Tat, die später in einem Volkslied verherrlicht wurde.

David Bosbach berichtet aber auch über die Verwüstungen, die die Armee Napoleons im Bergischen anrichtete und darüber, "wie sich aus der feudal-geprägten Herrschaft Odenthal die Zivilgemeinde entwickelte", heißt es in der Ankündigung.

(RP)
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