Opladen "Von weiteren Bomben ist auszugehen"

Opladen · Acht Stunden nach der mitternächtlichen Sprengung einer britischen Fünf-Zentner-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg liefen dieErdarbeiten an der Werkstättenstraße gestern wieder normal. Experten warnen jedoch: Die Wahrscheinlichkeit weiterer Bombenfunde ist hoch.

Fliegerbombe in Opladen gefunden
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Andreas Lang ist gestern morgen mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit gegangen. "Es ist schon komisch, jetzt genau da weiterzumachen, wo wir gestern die Bombe gefunden haben", sagte der Baggerführer, der zurzeit im hinteren Bereich der Werkstättenstraße einen 1,20 Meter tiefen Kanal aushebt. Dort will die Energieversorgung Leverkusen Versorgungsleitungen für das Sängerheim und das Unternehmen Deutsche Plasser legen. Langs Vorsicht ist gut nachvollziehbar — schließlich war er bei den Erdarbeiten am Vortag auf eine britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen (wir berichteten): Rund 700 Anwohner mussten evakuiert, Bahnstrecke und Luftraum zweitweise gesperrt werden, bis das fünf Zentner schwere Ungetüm gegen 23.45 Uhr schließlich kontrolliert gesprengt wurde.

Abdeckung flog 30 Meter weit

Mit Sand und Strohballen hatte der Kampfmittelräumdienst den Sprengkörper in einem vier Meter tiefen Loch abgedeckt — Teile des Strohs flogen bei der Detonation 30 Meter weit, wie auch gestern morgen noch deutlich zu sehen war.

Und die Bombe von Donnerstag dürfte nicht die letzte gewesen sein, die im Zuge der Bahnstadt-Arbeiten gefunden wird, wie Dieter Daenecke vom Kampfmittelräumdienst befürchtet: "Dass sich im weiteren Umkreis noch weitere Bomben befinden, davon ist auszugehen", sagt der Sprengstoff-Experte — immerhin seien "kriegswichtige Anlagen" wie das Opladener Ausbesserungswerk besonders im Visier der alliierten Angreifer gewesen. Eine Langzeitzünder-Bombe wie die jetzige ist aber auch für den 59-Jährigen, der seinen Job seit 1971 ausübt, eine "absolute Seltenheit". Weniger als ein Prozent aller gefundenen Sprengkörper wiesen eine solche Zusammensetzung auf: "Diese Bomben sind so konstruiert, dass sie 30 Minuten bis 144 Stunden nach ihrem Abwurf erst detonieren", sagt Daenecke: "Die waren dazu gedacht, mitten in den Aufräumarbeiten Chaos zu stiften."

Hätte die Bombe durch eine genaue Untersuchung des Geländes im Vorfeld der Arbeiten gefunden werden können? Dr. Matthias Welpmann von der Neuen Bahnstadt winkt ab: "Das sind die letzten 20 Meter Werkstättenstraße. Gerade in diesem Bereich war eine Luftbild-Auswertung nicht möglich." Auch andere Methoden wie Detektor-Suche oder Tiefenbohrungen hätten aus technischen (zu viel Metall im Boden) oder Kostengründen nicht angewandt werden können.

Ist der nächste Bombenfund nur eine Frage der Zeit? Dieter Daenecke will nicht spekulieren: "Ich musste in Köln in einer Woche mal fünf Bomben entschärfen — so etwas lässt sich nicht voraussagen."

Andreas Lang tut gut daran, auch weiter vorsichtig zu baggern.

(RP)
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