Leverkusen Vor zehn Jahren starb das Bahn-Werk

Leverkusen · Die Mitarbeiter der Opladener Bahn-Werkstätten galten als hocheffizient und leistungsfähig. Trotzdem wurde der Standort an der Werkstättenstraße 2003 geschlossen – nach langem Kampf und spektakulärem Hungerstreik. (Teil 1).

 Ein letzter Gruß nach monatelangem Tauziehen, das offenbar von Anfang an nur einen Verlierer kannte: die Belegschaft des Opladener Bahn-Werkes.

Ein letzter Gruß nach monatelangem Tauziehen, das offenbar von Anfang an nur einen Verlierer kannte: die Belegschaft des Opladener Bahn-Werkes.

Foto: Miserius, Uwe (mise)

Die Mitarbeiter der Opladener Bahn-Werkstätten galten als hocheffizient und leistungsfähig. Trotzdem wurde der Standort an der Werkstättenstraße 2003 geschlossen — nach langem Kampf und spektakulärem Hungerstreik. (Teil 1).

 Einige Mitarbeiter traten in den Hungerstreik. Es nutzte nichts.

Einige Mitarbeiter traten in den Hungerstreik. Es nutzte nichts.

Foto: US/UM (Archiv)

Der 31. Dezember 2003 gilt als einer der schwärzesten Tage für die "Bahnstadt" Opladen. Nach rund zwei Jahren Ungewissheit mussten die Mitarbeiter der Bahn-Werkstätten Opladen hilflos hinnehmen, dass die Deutsche Bahn ihren Standort von der Liste der Unternehmensfilialen strich. "Hier vernichtete die SPD Bundes- und Landesregierung über 1000 Arbeitsplätze", schrieb die Belegschaft auf die Kranzschleife am verschlossenen Haupteingang.

Das große Tor an der Werkstättenstraße mit der Pförtnerloge existiert noch. Dahinter hat sich alles ungemein verändert. Das Mitarbeiter-Casino ist abgerissen, viele der großen Werkstatthallen sind verschwunden. Stattdessen werden fast am laufenden Band die Grundsteine für Wohnhäuser und Firmengebäude gelegt, der Baubeginn für die Fachhochschulfiliale steht kurz bevor. Zwischen der Bahnstrecke Opladen-Wuppertal und Quettingen entsteht die "Neue Bahnstadt" (Gab es eigentlich eine alte Bahnstadt?).

Den öffentlichen Todesstoß versetzten Bahn-Manager Hartmut Mehdorn und seine Kollegen dem Werk am 26. Juni 2001. In diesem Sommer wusste dies allerdings noch niemand, zumindest wollte es keiner der Mitarbeiter und der Gewerkschaftsvertreter glauben. "Die Hiobsbotschaft traf die knapp 900 Mitarbeiter des Opladener Bahn-Ausbesserungswerkes gestern Mittag wie ein Blitz aus heiterem Himmel", notierte RP-Redakteur Stefan Schneider, "ihr Betrieb wird zum 31. Dezember 2003 dicht gemacht — ausgerechnet 100 Jahre nach der Gründung", heißt es in dem RP-Artikel weiter.

Die Bahner-Belegschaft legte mittags spontan die Arbeit nieder. Dem Werk sei übel mitgespielt worden, sagte wenig später Gewerkschaftsfunktionär Kuno Dreschmann in einem ersten Kommentar: "Das ist reine Willkür, die Leistungsfähigkeit unseres Werkes ist nicht beachtet worden." Dreschmann erinnerte an die Leistungssteigerung, die zwischen 1998 und 2001 am Standort Opladen vorgenommen wurden. 30 Millionen Mark seien in diesen Jahren investiert worden. Der Bahn-Vorstand begründete die Schließung mit der "abzusehenden Verkleinerung der Fahrzeugflotte".

Der damalige Oberbürgermeister Paul Hebbel reagierte wütend auf die Bahnpolitik und forderte in diesem heißen Sommer 2001 einen Runden Tisch mit Bahn, Politik und Beschäftigten. Das war der Beginn des monatelangen Werksterbens in Opladen.

(RP)
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