Leverkusen Wahltag in der Kita: Kinder suchten sich Spielgeräte aus

Leverkusen · Piratenschiff oder lieber ein Multifunktions-Klettergerüst, und wenn ja, welches? Im evangelischen Kindergarten Von-Diergardt-Straße durften die Mädchen und Jungen selbst wählen, welches Spielgerät angeschafft werden soll. Dabei sollten sie gleich die Grundzüge der Demokratie kennenlernen. Damit sich jeder geheim entscheiden konnte, wurde eine Wahlkabine aus Pappe gebaut. Darin saß Leiterin Heike Braun-Stegemann, um sicherzustellen, dass auch alles mit rechten Dingen zuging und natürlich, um den Kleinsten nochmal alles zu erklären.

 Praktische Demokratieübung im Kindergarten: Die kleinen Bürger durften über den Kauf ihres Spielgerätes abstimmen.

Praktische Demokratieübung im Kindergarten: Die kleinen Bürger durften über den Kauf ihres Spielgerätes abstimmen.

Foto: Uwe Miserius

Jedes der 62 Kinder hatte eine Stimme, auch die Winzlinge unter drei Jahren. Das Piratenschiff wünschten sich nur 15 Kinder, wahrscheinlich weil es als einziges keine Rutsche hatte. Aber die beiden anderen Klettervarianten bekamen gleich viele Stimmen. Da konnten die Kinder ein weiteres demokratisches Verfahren kennenlernen: die Stichwahl. Die fand in der Turnhalle statt, wo alle brav auf Matten saßen und warteten, bis sie zur Stimmabgabe gerufen wurden. Nicht mit Kreuzchen, sondern mit einem Steinchen, das in die blaue oder pinke Dose zu legen war, je nach persönlicher Vorliebe.

Der vierjährige Mika verriet später seine Entscheidung: pink. Und er konnte auch begründen warum: "Weil da ein Anker dran ist." Auch mit diesem Gerät lässt sich eine Fantasiereise über die Meere antreten, es ist aber zugleich Haus, Klettergerüst, Rutsche oder Kaufmannsladen. Die Mehrheit von 32 der 57 Wahlberechtigten entschied sich wie Mika. Jetzt steht der Anschaffung nichts mehr im Weg, und die Wahlparty mit Musik, Saft und Salzstangen konnte beginnen. Wer für ein anderes Gerät gestimmt hatte, wird wohl trotzdem Spaß haben.

Man könne gar nicht früh genug lernen, dass Demokratie auch bedeutet, andere Mehrheiten auszuhalten, erklärte die Leiterin den pädagogischen Ansatz. Die Bilder mit den drei Alternativen, die das Erzieherinnenteam in einer Vorauswahl ausgeguckt hatte, wurde bewusst nicht vorher ausgehängt. Sonst hätten die Eltern Einfluss genommen. Es sollte einzig die Entscheidung der Kinder sein. Zur Verfügung stehen 7000 Euro, je zur Hälfte von der Evangelischen Kirchengemeinde und der Köppen-Stiftung.

"Gewählt wird ja überall", sagte Braun-Stegemann. Die US-Wahl zwischen Trump und Clinton sei durchaus in den Köpfen der Kinder gewesen. Das war mehrmals Thema im Kindergarten, insbesondere bei den älteren in der Vorschulgruppe. Für die Kita-Leiterin ist Partizipation wichtig und sollte von klein an geübt werden.

Deswegen gibt es in der Einrichtung auch eine Kinderkonferenz, in der sich kleine Redner auf einen Stuhl stellen und Beschwerden, Ideen oder Wünsche vortragen können.

(mkl)
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