Prof. Stefan Reuter Warum Händewaschen so wichtig ist

Leverkusen · Im Klinikum war Tag der Handhygiene. Warum die nicht nur beim Personal, sondern auch bei Patienten und Angehörigen so wichtig ist und was das Klinikum dafür tut, erklärt der Chef der Hygienekommission, Prof. Stefan Reuter.

 Prof. Stefan Reuter ist Chef der Hygienekommission.

Prof. Stefan Reuter ist Chef der Hygienekommission.

Foto: RM

Herr Reuter, Händewaschen lernt man schon im Kindesalter. Braucht es da noch einen jährlichen Tag der Handhygiene?

Stefan Reuter Ja, es ist sehr sinnvoll, diese so wichtige Maßnahme immer wieder ins Bewusstsein zu rücken. Natürlich kommt es uns auch schon vor wie eine ewige Leier, wenn wir ständig Handhygiene predigen. Der Tag der Händehygiene soll dazu dienen, alle Beteiligten im Krankenhaus zusammenkriegen. Die Veranstaltung findet immer in unserem Foyer statt, denn da kommen Patienten, Besucher, Pflegepersonal und Ärzte vorbei. Viele bleiben stehen, man kommt ins Gespräch. Mancher Besucher nimmt noch eine Handpflege in Anspruch. Der Tag wird von den Azubis in der Pflege organisiert, die das Thema so von der Pike auf lernen. Man kann sich spielerisch in verschiedenen Aktionen mit dem Thema Händehygiene beschäftigen. Außerdem steht da unser großer Handdesinfektionsspender.

Wird der genutzt?

Reuter Das können wir nur hoffen und dafür werben. Neulich habe ich eine Dokumentation gesehen, aus der deutlich wurde, dass zwar alle Befragten sagten, wie gut sie es fänden, dass in dem gezeigten Krankenhaus Desinfektionsspender stünden, aber genutzt haben sie dann die wenigsten. Heute gilt die Kurzformel "Personal schützt Patienten" nicht mehr ausschließlich.

Sondern?

Reuter Heute müssen wir alle mit ins Boot holen. Hygiene ist richtige Gemeinschaftsarbeit. Auch Patienten und Besucher haben Verantwortung genauso wie etwa der Handwerker, wenn er auf die Station kommt. Wir denken immer, jeder wäscht sich nach dem Toiletten-Besuch die Hände. Das ist aber nicht immer der Fall.

Was kann an Keimen übertragen werden?

Reuter Im Grunde alle, die sich auf Oberflächen halten. So können sich dann über die Hände auch antibiotika-unempfindliche Keime schneller ausbreiten, die wiederum unseren Patienten gefährlich werden können. Das muss durch strikte Handhygiene eingegrenzt werden.

Also auch der berüchtigte Krankenhaus-Keim MRSA?

Reuter Ja, MRSA ist einer der Keime, die sich nicht verbreiten dürfen. In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass unsere Hygienemaßnahmen gegen diesen Keim wirken und die Nachweise für MRSA erfreulicherweise stetig zurückgehen. Andere Keime sind aber ebenso gefährlich und nur durch konsequente Hygiene, hierzu besonders auch die Desinfektion der Hände, werden wir dieses Problem beherrschen.

Was können Patienten und Angehörige tun, um sich und andere zu schützen?

Reuter Sich regelmäßig die Hände waschen und desinfizieren, wenn sie ins Krankenhaus kommen. Außerdem sollten verschiedene Situationen im Krankenhaus beachtet werden, nach denen eine Desinfektion sinnvoll ist: nach dem Kontakt mit anderen Patienten oder dessen Umgebung - zum Beispiel der Nachttisch - und nach dem Kontakt mit verschmutzten Gegenständen, und natürlich auch beim Verlassen des Krankenhauses.

Was tut das Personal?

Reuter Es lebt dem Patienten Handhygiene vor und hält sich an die fünf wichtigen Momente der Händehygiene: 1. Hände desinfizieren vor dem Patientenkontakt, 2. nach dem Patientenkontakt, 3. nach dem Berühren der unmittelbaren Umgebung des Patienten, 4. vor sterilen Tätigkeiten und 5. nach mit Verschmutzung verbundenen Tätigkeiten. Aber auch hier sind wir auf die Mithilfe von Patienten angewiesen. Ich möchte die Patienten ausdrücklich dazu ermutigen, einen Arzt oder Pfleger, der sich vor dem Kontakt nicht die Hände desinfiziert, hierauf anzusprechen.

Wie oft wischen die Reinigungskräfte durch?

Reuter Die haben ihre streng festgelegte Putzroutine. Es gibt aber noch zusätzliche Reinigungsintervalle für besonders kritische Stellen, wo sich Hände oft aufhalten, also z.B. auf Türklinken und Arbeitsflächen.

Ein Tag, an dem alle für das Thema sensibilisiert werden, reicht da nicht, oder?

Reuter Wir versuchen unterjährig, dem Patienten die Händehygiene vorzuleben, verteilen Flyer und Infobroschüren und schulen regelmäßig alle Mitarbeiter, sowohl vor Ort als auch durch Online-Fortbildungen. Das wird auch kontrolliert.

Sie sind Vorsitzender der Hygienekommission am Klinikum. Was macht die genau?

Reuter Das ist ein Gremium von mit Hygiene betrauten Personen, die sich mit der Kontrolle und ständigen Verbesserung der hygienischen Situation im Krankenhaus beschäftigt. Wir bilden zum Beispiel auch Hygienebeauftragte aus und schicken diese in die Bereiche. Ärzte und Pfleger sind dann Ansprechpartner.

LUDMILLA HAUSER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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