Leverkusen Warum Tauben zur Hochzeit ein Problem sind

Leverkusen · Bei Hochzeiten wird es zum Trend, Tauben fliegen zu lassen. Doch was kaum jemand weiß: Es muss beim Veterinäramt angemeldet werden. Taubenzüchter und Veranstalter stehen in der Pflicht, sonst drohen bei Verstoß hohe Bußgelder.

Mit fragendem und traurigem Blick saß eine Taube im Rathausfoyer der Stadt Leverkusen. Sie sollte anlässlich einer Hochzeit fliegen gelassen werden, aber wusste nicht mehr, wohin sie fliegen musste. Die Orientierung hatte sie in der fremden Umgebung und bei den vielen Menschen verloren. Traurig gurrte sie dort vor sich hin. Einen Ring am Fuß hatte sie nicht, sonst hätte jemand den Besitzer kontaktieren können. Jetzt wohnt die kleine weiße Taube im Tierheim. Ein trauriger Anblick. Keiner meldet sich, um sie abzuholen. Dabei ist sie doch keine sogenannte Wegwerftaube.

Doch genau solche traurigen Taubengeschichten passieren immer häufiger. Insbesondere bei Hochzeiten probieren die künftigen Eheleute, ihren Gästen etwas zu bieten - frei nach Robbie Williams Lied "Let (us) entertain you". Der neue Trend: weiße Tauben aufsteigen zu lassen.

Warum daraus ein tierisches Problem werden kann, erklärt Karl-Heinz Menrath, Vorsitzender der Brieftauben Reisevereinigung Bayer Leverkusen. "Unser Verein lässt Tauben über hunderte Kilometer zurück zu ihren Heimatvolieren fliegen. Demnächst ist ein Flug von Österreich aus geplant. Doch bei schlechtem Wetter geht das nicht", sagt er. Dann fehle den Tieren die Orientierung. "Die Sonne als Fixpunkt ist wichtig, aber auch das Erdmagnetfeld. Wenn sich das wie etwa bei Unwettern verändert, geht es nicht", weiß Menrath.

Zurück in ihren Schlag möchten die Tauben auf jeden Fall, denn sie sind monogam. "Die Männchen sehnen sich nach ihren Schätzchen", erklärt der Taubenexperte. Dieses Phänomen, dass Tauben und andere Zugvögel immer wieder nach Hause finden, ist bis heute nicht richtig erforscht.

Der armen Taube im Leverkusener Tierheim ist ihr Rückflug nicht gelungen. Ihr Partner in der Heimatvoliere wartet bestimmt sehnsüchtig. Ob sie je zurückkehrt?

Damit das nicht mehr passiert, "möchten wir den Menschen signalisieren, dass Tauben kein Konfetti oder so etwas sind, was einfach herumgeschleudert werden kann - es sind Lebewesen", sagt Heike Fritsch, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Leverkusen. Denn was kaum einer weiß: Die "Zurschaustellung von Tieren" muss angemeldet werden. "Ob es ein Zirkustier oder eben ein paar Tauben bei einer Hochzeitsfeier sind, ist egal", sagt Dr. Kurt Molitor, Leverkusener Amtstierarzt. Dabei sei es keine große Affäre, die Stadt zu informieren. "Natürlich ist es schöner, das Anliegen schriftlich zu melden, aber selbst ein einfacher Telefonanruf des Veranstalters und des Taubenzüchters beim zuständigen Veterinäramt würde genügen. Dann muss noch die tierschutzrechtliche Erlaubnis eingeholt werden, und alles ist gut", erklärt Molitor weiter.

Wer als Taubenzüchter gegen diese Auflagen verstößt oder - wie im Fall der weißen, einsamen Taube - seine Tiere nicht mit einem Ring am Fuß kennzeichnet, muss mit Bußgeld bis zu 25 000 Euro rechnen. "Im Fall des Taubenzüchters, dessen weiße Taube im Tierheim sitzt, würden wir aber ausnahmsweise noch einmal darauf verzichten. Hauptsache, die Taube kommt wieder nach Hause", sagt Molitor. Doch das geht nur, wenn sich ihr Besitzer meldet. "Keiner weiß, ob die Taube weiß, wo sie hin muss. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie ihre Heimatvoliere auch jetzt bei besserem Wetter nicht finden würde. Sie scheint keine Bindung zu ihrer vermeintlichen Heimatvoliere zu haben", sagt der Amtstierarzt. Aus einer professionellen Taubenzucht scheint sie nicht zu stammen, das verrät der fehlende Ring. "Einen Partner hat sie wohl auch nicht", erklärt Molitor. Wenn sich bis zum Wochenende keiner meldet, soll ein neues Zuhause für die Taube gesucht werden. Dann findet sie hoffentlich einen Partner und eine neue Heimat.

(RP)
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