Kino-Erfolg Was die Leverkusener an "Monsieur Claude" lieben

Leverkusen · Die französische Culture-Clash-Komödie "Monsieur Claude und seine Töchter" ist einer der erfolgreichsten Filme des vergangenen Jahres. Seit Juli läuft der Streifen in Leverkusener Kinos. Im Opladener Scala Cinema bricht er alle Rekorde.

Bilder aus "Monsieur Claude und seine Töchter"
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Es gibt diese Szene im französischen Erfolgsfilm "Monsieur Claude und seine Töchter", als Laure, die jüngste Tochter der katholischen Verneuils, ihren Verlobten Charles vorstellen will. Marie und Claude Verneuil, die Eltern, sitzen in einem Restaurant und warten auf die beiden. Claude sieht auf die Uhr. "Zehn Minuten zu spät. Eins ist sicher, Chinese ist er nicht", sagt er süffisant. Marie und Claude lachen. Mit all ihren Vorurteilen, ihrem mal mehr, mal weniger unterschwelligen Rassismus fühlen sie sich vollkommen im Recht. Jetzt soll endlich ein standesgemäßer Schweigersohn her. Da betritt Laure das Restaurant, an ihrer Seite Charles. Und Charles ist schwarz.

Marie und Claude entgleiten die Gesichtszüge. Sie sind ertappt. "Du hättest mir sagen können, dass sie weiß sind", sagt Charles. Lautes Lachen im Publikum. Es ist eine der Szenen, an die sich viele Zuschauer noch lange erinnern. Denn "Monsieur Claude und seine Töchter" nimmt die ernsten Themen Rassismus und Diskriminierung mit einer Leichtigkeit und Unverhohlenheit aufs Korn, die viele zu begeistern scheint.

"Der Film hat einen Nerv getroffen"

Im Film geht es um die wohlhabenden Eltern Verneuil, die in einer ländlichen Idylle leben und sich nichts sehnlicher wünschen, als dass ihre jüngste Tochter endlich einen Katholiken zum Mann nimmt. Schließlich sind die drei anderen Töchter mit einem Araber, einem Juden und einem Chinesen verheiratet. Sehr zum Verdruss von Marie und Claude. Sie behaupten zwar, tolerant und offen zu sein, doch in der eigenen Familie geht ihnen das schon zu weit.

"Dieser Film hat einen Nerv getroffen", sagt Thomas Schöneborn, Betreiber des Scala Cinema. In dem Leverkusener Kino läuft "Monsieur Claude und seine Töchter" mittlerweile in der 33. Woche und damit länger als ein halbes Jahr. "Das ist mit Abstand unser erfolgreichster Film in den letzten sechs Jahren", sagt Thomas Schöneborn. "Er hat bei uns bisher alles in den Schatten gestellt. Wir hatten seit Beginn mehr als 6100 Zuschauer, das ist für unsere Verhältnisse sehr viel." Bundesweit hat der Film ein Millionenpublikum angezogen und läuft auch in vielen anderen Kinos ununterbrochen seit dem Starttag, dem 24. Juli 2014. Auch das Kommunale Kino Leverkusen hat den Film noch im Programm, das Kinopolis zeigt ihn in der Reihe "Seniorenkino".

Voller Witz, ohne derb oder beleidigend zu sein

Das Geheimnis seines Erfolges? "Der Film nimmt kein Blatt vor den Mund. Er zeigt vieles, was typisch für Frankreich ist, eine Gesellschaft, die einerseits offen, andererseits aber auch sehr konservativ sein kann", meint Helga Gickler. Ihr gefällt, wie "ein ernstes Problem humorvoll aufgelöst wird".

Helga Butz ist froh, dass der Film noch immer im Scala läuft, denn sie hatte sich schon länger vorgenommen, ihn zu sehen. "Ich hatte in der Zeitung davon gelesen und bin neugierig geworden. Jetzt habe ich es endlich mal ins Kino geschafft", erzählt sie.

"Der Film ist heiter und voller Witz, aber ohne derb oder beleidigend zu sein. Die Ängste und Sorgen des Filmvaters erinnern mich daran, was ich selbst zu Hause erlebt habe, als ich meiner Familie erklärt habe, dass ich einen Inder heiraten würde", sagt eine andere Filmzuschauerin, die "Monsieur Claude" schon fünf Mal gesehen hat.

Französische Komödien kommen an

Kino-Betreiber Schöneborn bemerkt schon seit längerer Zeit, dass französische Komödien bei seinem Publikum gut ankommen. Auch "Ziemlich beste Freunde" über einen schwerbehinderten Millionär und seinen jungen Pfleger aus schwierigen Verhältnissen, die sich gegen alle Wahrscheinlichkeit miteinander anfreunden, war ein großer Erfolg. Ebenso "Willkommen bei den Sch'tis". In der Komödie geht es um die gegenseitigen Vorurteile von Nord- und Südfranzosen. 26 Wochen hielt sich der Film im Scala-Programm.

Zu den Vorstellungen von "Monsieur Claude und seine Töchter" ist der Kinosaal mittlerweile zwar bei Weitem nicht mehr voll, aber es kommen immer noch regelmäßig um die 20 Zuschauer. "Auch für Sondervorführungen für Geburtstage oder Schulklassen wird der Film noch sehr oft gewünscht", berichtet Schöneborn.

Nicht zuletzt dürfte das am Wortwitz liegen, der häufig schwer in andere Sprachen zu übersetzen ist, bei "Monsieur Claude und seine Töchter" aber erhalten bleibt. So sagt Charles bei den Verhandlungen über seine Hochzeit zu seinem Vater: "Kannst du nicht einmal cool sein?". Der Vater macht ein verwegenes Gesicht. "Ich bin doch nicht Onkel Ben's."

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