Kriminalitätsentwicklung Köln/Leverkusen Weniger Einbrüche, viele Taschendiebstähle

Köln · In Köln hat es in 2013 mehr Verbrechen als im Vorjahr gegeben, in Leverkusen ging die Kriminalität leicht zurück. Die Aufklärungsquote im Zuständigkeitsbereich der Polizei Köln ist leicht auf 43 Prozent gesunken. Einen Lichtblick gibt es bei den Wohnungseinbrüchen, die in Köln leicht und in Leverkusen stark zurück gegangen sind.

In Köln gab es im vergangen Jahr knapp 154.000 Straftaten, ein Plus von 3,6 Prozent. In Leverkusen waren es gut 14.000 Straftaten, das entspricht einem Rückgang von 1,5 Prozent. Dass die Aufklärungsquote auf 43 Prozent sank, führt Polizeipräsident Wolfgang Albers vor allem auf einen Faktor zurück: "Es gab einen Rückgang bei der Leistungserschleichung." Damit meint er Schwarzfahrer, die mit einer Aufklärungsquote von 100 Prozent in die Statistik einfließen. Das bedeutet aber auch: Würde man sie also herausrechnen, wäre die Quote noch schlechter. Insgesamt entstand durch die knapp 168.000 Straftaten ein Schaden von 282 Millionen Euro.

Trickdiebe: Gezielt werden ältere Menschen als Opfer ausgesucht, häufig sind sie schon zwischen 80 und 90 Jahren alt. Die Fallzahl ist deutlich von 521 auf 874 gestiegen - teilweise geht es dabei um sehr hohe Summen. Zwei Ermittlungskommissionen beschäftigen sich mit den Trickdieben, die immer wieder mit ihren Maschen als angebliche Wasserwerker oder mit dem Enkeltrick Erfolg haben. Die Polizei versucht, Verwandte zu sensibilisieren und arbeitet auch mit Banken zusammen.

Wohnungseinbrüche: Entgegen dem Landestrend sank in Köln (minus 2,6 Prozent) und Leverkusen (minus 26 Prozent) die Zahl der Wohnungseinbrüche. In Köln waren es 5055 Einbrüche bzw. Einbruchsversuche, in Leverkusen 548. Allerdings werden nur neun Prozent aufgeklärt - "damit sind wir alles andere als zufrieden", sagt Albers. Die Polizei versuchte, unter anderem mit 2300 Sicherheitsberatungen dagegen zu steuern. "Die großen Wohnungsbaugesellschaften bauen inzwischen bei Renovierungen sicherere Türen und Fenster ein", sagt Norbert Wagner, Direktionsleiter Kriminalität.

Taschendiebstahl: Trotz einer eigenen Dienststelle für diese Taten haben sich die Zahlen "nicht gut entwickelt", wie Albers sagt. 2013 gab es im gesamten Gebiet der Polizei Köln 22 Prozent mehr Taschendiebstähle: 11.223 in Köln und 414 waren es in Leverkusen. Köln habe damit als Event- und Messestadt besonders zu kämpfen. Immerhin insgesamt 631 Täter konnten auf frischer Tat erwischt und festgenommen werden. "Sie kommen überwiegend aus südosteuropäischen Ländern: Bosnien und Herzegowina, Rumänien, Bulgarien und Serbien", sagt Wagner. Neben den Touristenzielen und Bahnhöfen würden sie auch häufig bei Konzerten zuschlagen.

Ein "neues Phänomen" sind laut Wagner nordafrikanische Täter, vorwiegend aus Marokko oder Tunesien und Algerien, die als "Antänzer" auf den Ringen oder in Diskotheken vor allem junge Menschen beklauen. Sie schreckten teilweise auch nicht vor Gewalt zurück, um Smartphones zu rauben.

Raub: Wie schon 2012 gab es auch 2013 viele Raubdelikte: 1851 in Köln und 161 in Leverkusen. Und das, obwohl es 30 Prozent weniger Raubüberfälle auf Geschäfte, 50 Prozent weniger auf Spielhallen und gut 20 Prozent weniger auf Tankstellen waren. Doch dafür gab es beim "Straßenraub" einen Anstieg von fast zwölf Prozent auf 1232 Delikte - bei 754 Taten hatten es die Täter auf das Handy abgesehen. "Die Smartphones sind die Treiber für Straftaten. Die Täter und Opfer sind meistens zwischen 20 und 25 Jahren alt", erklärt Wagner. In Köln und Leverkusen wurden im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Smartphones geklaut - nur wenige Fälle werden aufgeklärt, die Handy werden meist direkt ins Ausland geschafft.

"Wir haben den Eindruck, dass uns die Provider im Stich lassen", sagt Norbert Wagner. "Denn es ist ja auch ein Geschäft, wenn 10.000 Handys neu gekauft werden." In Großbritannien oder Australien habe man mit einer Sperre der "IMEI"-Nummer (der Serienummer des Handys), wenn das Handy als gestohlen gemeldet wird, gute Erfolge erzielt - dazu seien die Anbieter hier aber nicht verpflichtet.

Diebstahl an und aus Autos: Die Gesamtzahl von 12.895 ist hoch, aber die niedrigste Zahl seit zehn Jahren. Das führt Wagner vor allem darauf zurück, dass man etwas von Banden aus Litauen verschont wurde, die es auf fest eingebaute Navigationsgeräte abgesehen haben. 728 Autos wurden 2013 geklaut, auch das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren.

Vergewaltigung und sexuelle Nötigung: Es gab 29 Prozent weniger derartiger Übergriffe (198 in Köln und 15 in Leverkusen), die Aufklärungsquote stieg auf 73,7 Prozent. Kein Fall steht laut Wagner im Zusammenhang mit K.o.-Tropfen - stattdessen würden süße Drinks wie Wodka mit Red Bull genutzt.

Tötungsdelikte (Totschlag und Mord): Im gesamten Zuständigkeitsbereich gab es zehn Morde und 29 Mordversuche - alle wurden aufgeklärt. Nicht mit dazu gezählt wird eine Brandstiftung mit Todesfolge im März 2013 in Köln-Höhenberg, bei der zwei Menschen starben. Der Täter, der einen Kinderwagen im Hausflur in Brand gesteckt hatte, wurde noch nicht gefasst.

Rocker: Im Rockermilieu, das in Köln von den Hells Angels bestimmt wird, war es laut Albers "in den letzten Monaten relativ ruhig". Im Januar hatte es eine Schlägerei in einem Bordell an der Hornstraße gegeben, in der Nacht zu Rosenmontag wurde in der Ring-Disco Nachtflug zweimal in die Decke geschossen - diese Fälle gehen aber natürlich erst in die Statistik 2014 ein.

Wirtschaftskriminalität: Es gab zwar "nur" 780 Fälle mit einer Aufklärungsquote von 94 Prozent - aber der errechnete Schaden von 177 Millionen Euro ist immens.

(irz)
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