Leverkusen Wenning: "Wir laufen Gefahr, uns rückwärts zu entwickeln"

Leverkusen · "Wir leben derzeit in einer sehr nervösen Welt, wir suchen nach Orientierung." Mit dieser Aussage hatte Professor Manfred Maus, Vorsitzender der Diözesangruppe Köln des Bundes katholischer Unternehmen (BKU), bereits bei seiner Begrüßung im Bayer Kasino deutlich gemacht, was ihn bewegt und er mit dem "Christlich-muslimischen Unternehmerdialog" bezweckt. Für den katholischen Unternehmer gibt es noch andere Werte als Erfolg: "Führen in kultureller Vielfalt ist eine wichtige Aufgabe." Damit war er beim Thema des Abends mit interessanten Gästen.

 Mit Manfred Maus (M.) diskutierten unter anderem Uwe Richrath, Rainer Ludwig, Murat Vural, Werner Wenning, Ernst Grigat und Michael Schade (v.l.).

Mit Manfred Maus (M.) diskutierten unter anderem Uwe Richrath, Rainer Ludwig, Murat Vural, Werner Wenning, Ernst Grigat und Michael Schade (v.l.).

Foto: UM

Allen voran Werner Wenning, Aufsichtsratsvorsitzender des Bayer-Konzerns. Er stellte in seinem Referat fest: "Wir brauchen den Dialog über die Zukunft der multikulturellen Gesellschaft." Teams mit Mitarbeitern aus vielen Ländern lieferten die besten Innovationen. Bei Bayer gebe es Beschäftigte aus 150 Nationen. Von den sieben Vorstandsmitgliedern hätten vier einen ausländischen Pass, in der zweiten Führungsebene seien 30 Nationen vertreten. Er stellte aber auch klar: "Es geht nicht ohne Bildung und Ausbildung."

Eine Aussage, die sich wie ein roter Faden durch die Diskussion zog. Daran nahmen teil: Rainer Ludwig (Geschäftsführer Personal- und Sozialwesen der Ford-Werke), Ernst Grigat (Chempark-Leiter), Michael Schade (Geschäftsführer von Bayer 04), Serap Güler (CDU-Landtagsmitglied) und Murat Vural (Vorsitzender von "Chancenwerk", einem Förderverein für die schulische und berufliche Bildung von Migrantenkindern).

Es gibt viele Wege zur Integration, wobei der Sport eine wichtige Rolle spielt, wie Bayer-Fußball-Chef Michael Schade betonte. In einigen Nachwuchsmannschaften hätten die Spieler zu zwei Dritteln Eltern, die nicht in Deutschland geboren worden seien. In den Unternehmen sehe man das Thema pragmatisch, machte Ernst Grigat deutlich: "Wir haben klare Regeln, da spielt die Herkunft keine Rolle." Auch Frauen müssen als Chef akzeptiert werden, beim Thema Sicherheit gebe es keine Kompromisse. "Wer das beachtet und die beruflichen Qualifikationen mitbringt, hat keine Schwierigkeiten bei uns."

Einen launigen Seitenhieb konnte sich Manfred Maus in Richtung Schade nicht verkneifen: "Wir haben in unserem Verein auch Personalberater, die können Ihnen sicherlich gute Elfmeter-Schützen vermitteln."

Wenning machte auch spontan seine Meinung zur Entwicklung in Europa deutlich: "Wir laufen im Augenblick Gefahr, dass wir uns deutlich rückwärts entwickeln." In seinem bisherigen Leben habe er Frieden und Freiheit als Fortschritt empfunden. Der derzeit zu beachtende Protektionismus, gemeint ist der Streit um das Ceta-Abkommen, und die Abschottung seien nicht gut: "Ich bin skeptisch, wenn ich sehe, wie die Welt und Europa sich derzeit entwickeln."

(sg-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort