Leverkusen "Wer mordet schon in Leverkusen"

Leverkusen · Die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin Regina Schleheck arbeitet an einem Band mit Kriminalgeschichten aus Leverkusen. Und gibt zu, dass sie anfangs ein bisschen Zeit brauchte, um mit der Stadt warm zu werden.

 Regina Schleheck (57) brauchte etwas, um mit ihrer neuen Heimat Leverkusen warm zu werden. Seit 20 Jahren wohnt sie hier, derzeit in Bürrig.

Regina Schleheck (57) brauchte etwas, um mit ihrer neuen Heimat Leverkusen warm zu werden. Seit 20 Jahren wohnt sie hier, derzeit in Bürrig.

Foto: Ralph Matzerath

Es ist ein kleines unscheinbares, pastellfarbenes Mehrfamilienhaus in Bürrig, in dem sich Regina Schleheck eine gemütliche Wohnung eingerichtet hat. Die Äste eines Dornenbusches klettern die Fassade hinauf, im durchsichtigen Fahrradabstellplatz stehen einige Drahtesel. Nichts deutet darauf hin, dass hier eine mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin wohnt.

Beim Betreten ihres Wohnzimmers allerdings wird die Passion der 57-Jährigen mehr als deutlich. Bis zum letzten Platz gefüllte Bücherwände an drei Seiten des Zimmers verraten es. Auch der kleine Fernseher - der in vielen Haushalten immer größer zu werden scheint - ist von Büchern umringt.

Ihre eigenen Kreationen sind in einem kleinen Regal versteckt: Rund 70 mal mehr, mal weniger dicke Schmöker sind dort untergebracht. Hauptsächlich handele es sich dabei um Kurzgeschichten, sagt Regina Schleheck. "Das ist mein Steckenpferd."

Eine Leidenschaft, die sie erst sehr spät entdeckte. "Das musste sich erst entwickeln. Im Deutschunterricht war ich nicht immer die Beste", erzählt Schleheck lachend. Gleichwohl habe sie bereits in ihrer Jugendzeit viel gelesen. Als vor geraumer Zeit eines ihrer Kinder an einem Wettbewerb für Kurzgeschichten teilnehmen sollte, stellte es sich quer. Wenn das so einfach sei, solle Schleheck doch selbst eine Geschichte schreiben - und eben das tat sie dann auch. "Damit hatte ich gleich Erfolg", erinnert sich die Autorin.

Mit ihrem ersten Krimi gewann sie den Leverkusener Shortstory-Preis - und einen Platz in einer Schreibwerkstatt, in der richtiges Schreiben gelehrt wurde. Den Preis, der nur der Erste von vielen sein sollte, ließ sie jedoch links liegen. Erst nach rund einem Jahr entschied sie sich zur Teilnahme. "Bis dahin hatte ich allerdings nichts mehr geschrieben, das war nicht vereinbar. Also habe ich mich einen Abend zuvor hingesetzt", plaudert die Autorin. Es entstand wieder ein Krimi - wieder prämiert. So nahm die Zweitkarriere ihren Lauf.

Eigentlich hatte sie Journalistin werden wollen, doch die erste von insgesamt fünf Schwangerschaften verhinderte ein Volontariat. Die Alternative: ein Lehramtsstudium auf Deutsch, Sport, Sozialwissenschaften und praktische Philosophie. Noch heute übt sie ihren Job am Berufskolleg Opladen aus. "Es ist ein Vollzeitjob, da hängt viel dran", betont die 57-Jährige.

Zwischen Beruf, Kindererziehung und Haushalt ist wenig Zeit. Auch deshalb sind es die Kurzgeschichten, die es ihr angetan haben. "Schreiben ist großartig, weil man die Welt gestalten, ein Problem aufgreifen und eine Lösung dafür finden kann", erzählt Schleheck. Neben kurzen Erzählungen schrieb sie bereits Drehbücher, nahm Hörbücher auf und entwickelte einen Roman. Normalerweise erhalten Schriftsteller für einen solchen ein bis zwei Jahre Vorlauf, Schleheck schrieb ihren in sechs Monaten. "Das musste ich tun, es waren Sommerferien. Das war knochenhart."

Vor kurzem erschienen einige Geschichten über Kriminalfälle, die in Köln spielten, in einem Band mit dem Titel "Wer mordet schon in Köln". Schleheck hat lange Zeit in Köln gewohnt. Dort kenne sie sich aus. Es sei schwer gewesen, sich auf nur einige Eigenarten der Stadt zu beschränken, sagt sie.

Bald ist Leverkusen in der Reihe "Wer mordet schon in ..." dran. Leverkusen sei ihr allerdings nicht derart in die Wiege gelegt worden - auch wenn sie bereits seit 20 Jahren hier wohne. "Ich dachte, es würde schwierig werden. Jetzt aber fällt es mir auch hier schwer, mich zu beschränken", erzählt die Autorin.

Um mit ihrer neuen Heimatstadt warm zu werden, brauchte sie etwas. "Von der Straße betrachtet besteht Leverkusen nur aus Autobahn", erläutert sie lächelnd. Eine Entdeckungstour auf dem Fahrrad habe sie dann überrascht. "Es gibt so viel Grün in der Stadt", betont Schleheck. Insbesondere das Kulturangebot hebt sie heraus. Leverkusen sei - anders als andere Städte in der Umgebung - sehr autonom gegenüber dem großen Nachbarn Köln.

(brü)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort