Leverkusen Baumann - Bayer-Chef statt Bäckermeister

Leverkusen · Werner Baumann tritt zum 1. Mai die Nachfolge von Marijn Dekkers an der Spitze des Konzerns an. Die eingeschlagene Richtung fürs Unternehmen will er nicht ändern, aber weiterentwickeln, sagt der Mann, der Bäcker hätte werden können.

 Werner Baumann übernimmt ab Mai die Leitung von Bayer.

Werner Baumann übernimmt ab Mai die Leitung von Bayer.

Foto: Miserius

Sonntag hat Werner Baumann unter der Spüle der Küche seines Hauses in Krefeld gelegen und den Abfluss repariert. Montag sitzt er im Anzug vor Journalisten, um sich vorzustellen. Zwei Welten. Die der künftige Bayer-Konzern-Chef mühelos miteinander zu verbinden schafft.

"Ich komme aus einer Handwerker-Familie, sehe am Ende gerne, was ich getan habe. Bis auf Elektro-Sachen könnte ich ein Haus selbst bauen", sagt er, und es klingt ziemlich ehrlich sachlich. "Meine Eltern hatten in Krefeld eine Bäckerei. Da habe ich den Mikrokosmos eines Unternehmens direkt miterlebt." Und vielleicht hätte er die Bäckerei Baumann in einer "B-Lage an einer Seitenstraße der Innenstadt" in dritter Generation übernommen, hätte nicht eine Mehl-Allergie dazwischengefunkt. Baumann studierte also stattdessen in Aachen und Köln Wirtschaftswissenschaften, startete 1982 bei Bayer die Karriere und blieb den Konzern treu, seit 2010 im Vorstand.

Als Nachteil, weil er so nicht mit Blick von außen auf den Dax-Konzern schauen kann, wie es Vorgänger Marijn Dekkers vor sechs Jahren konnte, sieht der 53-Jährige das nicht. "Es ist vor allem wichtig, dass man zum Unternehmen passt." Pause. "Bis jetzt passe ich." Er will einfach und direkt im Umgang sein, kündigt der Spitzenmanager an. Primadonnenkultur passe nicht nach Leverkusen, vielmehr passe auf die Führungsetage eine intelligente Herangehensweise an Dinge, die dann "einfach in der Umsetzung ist mit einem kollegialen Umgang", fasst der vierfache Vater (eine Tochter, 21, ein Sohn, 19, Zwillingsjungs, 17, gerade in den USA) zusammen.

Die Aussage passt zum Auftreten: ruhig, sachlich, stets blitzt der rheinische zart zischelnde Akzent durch ("Das kann ich nicht verbergen"), des Öfteren auch ein trockener Humor. Beispiel: Als er 2014 die Verantwortung für die Bereiche Strategie und Portfoliomanagement übernahm, sei er mehrfach gefragt worden: "Was machst Du eigentlich die ganz Zeit?" Baumanns Antwort: "Montags morgens ein bisschen Strategie, nachmittags sage ich der Forschung und Entwicklung, was sie zu tun hat, der Rest der Woche ist so ziemlich offen."

Baumann wirkt zielorientiert, gradlinig und bodenständig. Eine andere Richtung als die, die er mit Dekkers eingeschlagen habe, werde man nicht plötzlich von ihm erwarten können. Oder müssen. "Ich will das Unternehmen behutsam weiterentwickeln", sagt er, lobt die Arznei-Pipeline, beteuert, die Agrarsparte CropScience sei ein Kerngeschäft, sagt aber auch, in manchen Bereichen, etwa AnimalHealth, müsse man strategisch überlegen, ob man als Bayer in dem Geschäft führend mitspielen könne oder es sich in einem anderen Umfeld besser entwickeln könnte.

Entwickelt hat sich Baumann, der den Vornamensvetter, Vorvorgänger und Aufsichtsratschef Wenning als "tolles Vorbild" schätzt, nicht nur beruflich in eine andere Richtung als die des Bäckerhandwerks. "Mein Opa mütterlicherseits war Bauer, hat mit 50 aufgehört zu arbeiten und nur noch gemacht, was ihm Spaß macht." Wieder blitzt der Humor durch: "Das wollte ich auch immer. Hat nicht geklappt. Aber so, wie es jetzt ist, ist es auch gut."

(RP)
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