Leverkusen Wildernde Hunde bereiten Förster Sorgen

Leverkusen · Das Reh liegt mitten auf dem Wanderweg, in Stücke gerissen, die Innereien und Knochen - soweit noch vorhanden - springen dem Betrachter direkt ins Auge. Das ist nicht das Werk eines Menschen, auch nicht das eines wilden Tieres.

 Ab Mai kommen die Rehkitze zur Welt; derzeit sind viele Rehe trächtig "und haben nur geringe Fluchtreserven" vor wildernden Hundn, sagen Fachleute.

Ab Mai kommen die Rehkitze zur Welt; derzeit sind viele Rehe trächtig "und haben nur geringe Fluchtreserven" vor wildernden Hundn, sagen Fachleute.

Foto: Siegel

Nein, ein Hund hat das Reh im Weltersbachtal gerissen. "Das ist kein Einzelfall, das ist ein grundlegendes Problem", sagt der Leverkusener Förster Karl Zimmermann. "In Leverkusen und Leichlingen gibt es mindestens fünf Vorfälle dieser Art im Jahr."

Peter Krause vom Sachgebiet Forstbetrieb der Deutschen Rentenversicherung Rheinland ergänzt: "Gerade im Frühjahr sind viele Rehe trächtig und haben nur geringe Fluchtreserven."

Karl Zimmermann, der seit nahezu 20 Jahren den Försterberuf ausübt, berichtet, dass bei den Jagdgenossenschafts-Versammlungen immer wieder eruiert werde, welche Möglichkeiten es gibt, solche Vorkommnisse zu verhindern. Das Problem, das sich dabei jedes Mal herauskristallisiert, ist der Hundehalter. "Es gibt eine Menge Leute, die ihre Hunde einfach nicht im Griff haben. Das sind die schwarzen Schafe, die ihren Hund nicht im Eingriffsbereich halten können", sagt Förster Zimmermann. Laut Gesetz hat der Vierbeiner - auch, wenn er auf Waldwegen von der Leine darf - immer im direkten Eingriffsbereich seines Führers zu sein. "Das heißt im direkten Umkreis, nicht fünf Meter entfernt", verdeutlicht Zimmermann.

Neben gerissenen Rehen kann es auch zu weiteren Problemen kommen, falls Hunde sich querfeldein vom Herrchen oder Frauchen entfernen. "Da braucht der Hund nicht einmal aggressiv zu sein", sagt der Förster. Die Nachkommen von Bodenbrütern, Fasanen, Hasen oder Enten sind gefährdet. Leckt der Hund beispielsweise ein Junges ab, kann es vorkommen, dass die Mutter es verstößt, da es nicht mehr ihren Geruch hat. "Damit ist das Junge dem Tod geweiht", betont Zimmermann.

Insgesamt stellt Karl Zimmermann einen stetigen Zuwachs an Hunden fest. "Das ist wie mit den Autos. Gefühlt sind des jedes Jahr mehr", sagt er. Nicht nur gefühlt: Die Statistik stützt seine These (siehe Infokasten). "Mittlerweile haben ja auch viele Hundehalter nicht nur einen, sondern zwei oder drei Hunde", ergänzt Karl Zimmermann. Auch der Versuch der Städte, das mit Hundesteuern einzudämmen sei gescheitert: "Dafür ist die Tierlieben einfach zu groß", sagt der Förster.

In Leverkusen zahlen Hundehalter für ein Tier 132 Euro im Jahr. Bei zwei oder drei Vierbeinern sind es 264 Euro pro Hund und Jahr.

(RP)
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