Leverkusen Witzhelden in Bildern
Leverkusen · Fast 600 Besucher schauten sich die Ausstellung "Witzhelden in Bildern" der Bürgerliste Witzhelden Leichlingen an.
Über 280 Fotos, Texte, Materialien und Leihgaben von Zeitzeugen stellte die Bürgerliste Witzhelden Leichlingen (BWL) zur Ausstellung "Der Wandel von Gewerbe und Handel in Witzhelden" über das Wochenende in den Räumen der Firma Gschaider in Witzhelden aus. Dahinter stecken über 200 Stunden Recherche im Leichlinger Stadtarchiv und Gespräche mit etlichen hilfsbereiten Witzheldener Bürgern von BWL-Schriftführerin Yvonne Dahm.
Seit 2010 stellt Dahm alle zwei Jahre eine Ausstellung zu den verschiedensten Bereichen der Witzheldener Vergangenheit zusammen, die sich seither großer Beliebtheit im Höherndorf erfreut. "So viele Besucher wie am vergangenen Wochenende hatten wir aber noch nie", sagt Dahm. "Es kamen fast 600 Bürger - nicht zuletzt deshalb, weil auch ein Großteil der Dorfgemeinschaft dazu beigetragen hat."
So erzählen die vielen Bilder, die zum Schutz ausschließlich digital reproduziert ausgestellt wurden, etwa vom Butter- und Lebensmittelhandel der Familie Rahm. Sie lieferte von 1897 bis in die 1970er Jahre Witzheldener Butter als begehrtes Produkt aus ihrem Betrieb in Kuhle in das gesamte Rheinland.
Besonders häufig waren in der Fotostrecke Bilder zu sehen, die von zahlreichen Schleifbetrieben im Dorf zeugten. "Das kommt daher, dass viele Witzheldener früher Landwirtschaft betrieben, im Winter aber nicht davon leben konnten und sich deshalb einen Nebenverdienst suchen mussten", erklärte Dahm. "Die meisten Männer begannen deshalb damit, Klingen und Messer zu schleifen." Einer dieser Schleifer war Wolfgang Henkels, dessen Söhne Heinz und Hans-Hubert Henkels bis heute in ihrem - seit den 50er Jahren bestehenden - Betrieb in Oberbüscherhof seinem Handwerk nachgehen.
Nach seiner Lehre schliff Hans-Hubert Henkels 30 Jahre lang Jagdmesser aus den aus Wermelskirchen stammenden Rohlingen. Doch mit der Zeit ging die Nachfrage immer mehr zurück, und so spezialisierten er und sein Bruder sich auf Degen- und Schwertschleiferei. Im Auftrag der Solinger Firma Schmidt liefert die alteingesessene Schleiferei überwiegend Degen nach Peru und andere Südamerikanische Länder, die dort zur Zierde bei Militärparaden oder ähnlichem verwendet werden.
Zwar haben sich Nachfrage und Abnehmer der Klingen mit der Zeit verändert, das Handwerk sei aber im Prinzip noch dasselbe wie vor 50 Jahren. "Ich sitze immer noch vor dem Schleifstein und bearbeite die Klinge in vielen verschiedenen Arbeitsschritten per Hand", erzählt Henkels. "Lediglich wird der Stein heute mit Elektrizität angetrieben und besteht aus einem künstlichen Magnesitstein, im Gegensatz zu den früheren mit Wasserkraft angetriebenen Sandsteinen."
Yvonne Dahm, die viel Lob und Zuspruch für ihre aufwendige Ausstellung von den Besuchern erhielt, plant schon das nächste Projekt für 2018. "Da wir in diesem Jahr Kneipen und Gaststätten außen vor gelassen haben, werde ich mich vielleicht als nächstes damit beschäftigen", überlegt sie. Und findet es bemerkenswert, dass im Gästebuch Forderungen nach einem Heimatmuseum geäußert wurden.