Leverkusen Witzig, sympathisch, kumpelhaft: Matthias Reuter beendet Levliest

Leverkusen · Wenn schon Berlin, dann sollte Hannelore Kraft aber ins Schloss Bellevue einziehen, weil sie da nämlich nichts mit Zahlen machen muss. Denn Vorsicht, die Ministerpräsidentin hat NRW-Abitur - und da ist es um die mathematisch-naturwissenschaftlichen Kenntnisse nicht sonderlich gut bestellt. Unser Bundesland liegt noch hinter Bremen. Zum Glück, mochte man jetzt meinen, denn diese Tatsache hat Matthias Reuter immerhin zu einem gnadenlos komischen Blues inspiriert. Mit seinem Kabarett-Programm "Die Menschen sind 'ne Krisenherde" beendete er in der Kolonie Eins die 8. Leverkusener Buchwoche Levliest.

Leverkusen: Witzig, sympathisch, kumpelhaft: Matthias Reuter beendet Levliest
Foto: Simone Bandurski

Ursprünglich sollte die erkrankte Käthe Lachmann an dieser Stelle aus ihrem neuen Buch lesen. Der Kabarettist aus dem Ruhrgebiet aber war eine würdige Vertretung. Die Besucher jedenfalls bogen sich an diesem Abend vor Lachen, nicht nur über Reuters gelungene Texte, die er mitunter auch aus einem seiner gedruckten Werke vorlas, nach dem Motto "Oberhausen liest in Lev". Es gebe Leute, die vermuten, dass der Mensch die Krone der Schöpfung sei, und andere befürchten, dass es so ist. Der Kabarettist jedenfalls hat sich die Gewohnheiten seiner Artgenossen genau angesehen, um dann jedem das Urteil selbst zu überlassen.

Seine witzigen Lieder und Geschichtchen sind zwar maßlos übertrieben, aber sie wirken nicht konstruiert, weil jeder Situationen wie die geschilderten kennt. Beispielsweise die: Onkel Heiner wird 70 und erwartet Programm von Freunden und Verwandten, was Selbstgemachtes ist bei solchen Feiern Pflicht, egal ob Singen, Dichten oder Männerballett. Vorausgesetzt, dasselbe gab es nicht schon bei Benno. Gruppendynamische Prozesse wie hier im Fest-Planungsteam kann Matthias Reuter ziemlich spaßig auf den Punkt bringen.

Das gelingt ihm nicht nur beim Vorlesen, sondern ebenso wenn er frei parliert, immer im sympathischen und kumpelhaften Ruhrpott-Dialekt. Oder er gießt sie alternativ in Versform, gerne mit überhängenden Reimen und einem amüsanten Dreh am Ende. Wenn er dazu das Klavier benutzt, dann nicht etwa zur schlichten Liedbegleitung. Sein famoses Klavierspiel sorgte ebenso für Vergnügen, wenn auch niemand von seiner Aufforderung zum Tanz Gebrauch machen wollte.

(mkl)
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