Schilder-"Wald" in Leverkusen Wo die Dame noch die Röcke trägt

Leverkusen · Bummelt Frau durch den Leverkusener Schilder-"Wald", da kann sie vortreffliche Rollenstudien treiben. Denn im öffentlichen Raum an den Straßen, aber auch im weniger öffentlichen Raum auf Toiletten, da ist die Welt noch in Ordnung: Da trägt Frau noch Rock sowie eine ordentlich toupierte und ondulierte Kopfpracht. Auch Kostümchen sind da noch gefragt.

Frau auf Schild: Wo die Dame noch Röcke trägt
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Frau auf Schild: Wo die Dame noch Röcke trägt

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Da hat Frau noch etwas äußerst Anmutiges, sogar beim Wandern. Und natürlich geht sie dabei hinter ihrem Gatten, wie es uns das Wanderparkplatz-Schild beispielsweise in Bergisch Neukirchen lehrt. Mann trägt zum Hut Rucksack und Wanderstab, Frau eilt mit wehenden Haaren und im eng taillierten Kleidchen hintendrein. Wo es langgeht, bestimmt natürlich der Mann, der wie ein Alpenbezwinger das Model Gattin zu Höchstleistungen antreibt..

Überhaupt hatten die Damen in den 1950er bis 1970er Jahren, als diese Schilder entstanden sind, scheinbar allesamt Wespentaillen - oder wurden nur mit ebensolchen an öffentlichen und weniger öffentlichen Örtchen auf entsprechenden Schildern willkommen geheißen. Klar verteilt sind bis heute auch die Rollen auf den Schildern, die zumeist in der Nähe von Kindergärten angebracht sind. Wie es sich gehört, bringt natürlich nur die Mutter ihr Kind in den Kindergarten - und das zu Fuß.

Tatsächlich weiß jeder, der schon mal zur morgendlichen Rushhour an einem Kindergarten vorbei gekommen ist, dass durchaus auch Väter ihren Nachwuchs dorthin bringen und keineswegs die Mütter immer zu Fuß unterwegs sind. Übelwollende Zeitgenossen sollen sogar schon behauptet haben, die Mütter führen mit ihren schnittigen SUVs einen so flotten Stiefel, dass die älteren Herren am Straßenrand mit ihrem vernünftigen Schuhwerk regelrecht zur Seite springen müssten: Aber das ist natürlich nur eine üble Nachrede.

Das Schild beweist uns ja das Gegenteil. In der Neuzeit allerdings haben die Strichmännchen und -Fräuchen Einzug im Schilder-"Wald" gehalten. Ähnlich der Höhlenzeichnungen aus der menschlichen Frühgeschichte kamen zuerst die Rundköpfe auf - wie sie einrucksvoll auf dem Kindergartenschild prangen.

Auf die "Rundkopf-Periode", die Felszeichnungsexperten geläufig ist, folgt die frühgeschichtlich-kindliche Periode auf den Toilettentüren einer bekannten Schnellimbiss-Restaurant-Kette. Auch dort trägt Frau zwar immer noch Röckchen, oder so etwas Ähnliches. Das "Männchen" hingegen wird durch einen kastenartigen Unterkörper kenntlich gemacht. Strichärmchen und Strichbeinchen, fünf Striche für das Haar: Und schon verläuft sich kein "Männchen" mehr auf dem "Dämchen"-Klo. Würde man nun Frau tatsächlich so auf Schildern abbilden, wie sie heutzutage vornehmlich unterwegs ist - dann gäbe es tatsächlich eine erhöhte Verwechslungsgefahr. Denn nicht nur bekleidungstechnisch haben die Frauen heute längst die Hosen an.

(RP)
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