Leverkusen "Wohnzimmer-Highlights": Lesung mit hintersinnigem Humor

Leverkusen · Ist das jetzt Dadaismus?, fragten sich die Zuhörer, während sie vergeblich versuchten, Sinnzusammenhänge zwischen Wörtern, Aussprüchen oder einzelnen Buchstaben herzustellen. Den auflösenden Titel verriet Chrizz B. Feuer erst hinterher.

Der Autor hatte ganz einfach eine Graffiti-Wand abgeschrieben. Normalerweise fasst der Mann, der seinen Künstlernamen sogar im Pass stehen hat, seine Eindrücke in eigene Worte, gerne auch in doppeldeutige. Er jongliert mit Sprache, setzt auf Überraschungsmomente oder verblüfft mit unerwarteten Zusammenhängen.

Zusammen mit Monika Stolzenberg, ebenfalls Autorin mit Sinn für Hintergründiges und Humor, trat er in der Reihe "Wohnzimmer Highlights" auf, die der Kulturkreis nun zum dritten Mal in der katholischen Begegnungsstätte aller Kulturen in "Einfach da" an der Breidenbachstraße veranstaltete. Den Stoff für Lyrik und Kurzgeschichten finden Chrizz B. Feuer und Monika Stolzenberg quasi auf der Straße - durch genaue Beobachtung. "Wir sehen dann wie Politessen aus, die überall etwas notieren", sagt sie schmunzelnd.

Autokennzeichen und Parkzeiten sind es aber nicht. Sonst kann fast alles von Interesse sein, um zu Literaturprogrammen, Zeitschriften oder Büchern verarbeitet zu werden. Ihr Duopartner hat diverse Druck-Erzeugnisse herausgegeben, die vielsagende Titel tragen wie "Verdichtete Zeit". Die gab es jedenfalls an diesem Abend vom Duo "Mikromegas", wie sich Thomas Waltner und Markus Wundes nennen, wenn sie gemeinsam auftreten. Zusammen mit den Autoren haben sie auch ein abendfüllendes Edgar Allan Poe-Programm aufgelegt, das eher einer Performance gleicht. In diesem Fall illustriert die Musik unmittelbar die Geschichten. Alle vier Beteiligten sind Mitglieder des Kulturkreises, sagt Initiatorin und Malerin Petra Müllewitsch, die ihre Bilder in einige Schaufenstern entlang der Straßenfront ausstellt nach dem Motto: "Kunst gegen Leerstand".

Der Kulturkreis hat rund 400 Mitglieder, davon 80 aktive in unterschiedlichen Sparten. Mit diesem von KulturStadtLev geförderten Projekt will man auch Menschen ansprechen, denen es finanziell nicht so gut geht. An diesen Abenden ist der Eintritt frei, und sogar die Getränke und Knabbereien sind gratis.

Das passt zum Konzept von "Einfach da", wie es die Katholische Pfarrei St. Stephanus neben der Innenstadtkirche Herz-Jesu vor einem guten Jahr aufgelegt hat. Montags zwischen 10 und 16 Uhr, sowie freitags zwischen 13 und 16 Uhr sind Ehrenamtliche in diesem ehemaligen Ladenlokal "Einfach da". Die katholische Kirche stellt die Räume, in denen Menschen sich ohne einen Konsumzwang zu Gesprächen aufhalten können.

(mkl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort