Leverkusen Wupsi-Chef will mehr Busspuren, sagt aber nicht, wo

Leverkusen · Auf Einladung der CDU-Fraktion debattierten Fachleute und Vertreter aus Verwaltung und Politik über die Chancen einer Verkehrswende.

 Gesprächsrunde über die Zukunft der Mobilität: Roman Suthold, Andrea Deppe, Norbert Reinkober, Dennis Priester und Marc Kretkowski (v.l.).

Gesprächsrunde über die Zukunft der Mobilität: Roman Suthold, Andrea Deppe, Norbert Reinkober, Dennis Priester und Marc Kretkowski (v.l.).

Foto: Matzerath

Autos sind laut, dreckig und relativ teuer. Sagt Dennis Priester, Experte des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS). Zukünftige Fahrzeuge sind elektrisch, vernetzt und rollen ohne Fahrer, prognostiziert Roman Suthold (Leiter Verkehr und Umwelt ADAC Nordrhein). "Theoretisch lassen sich so 75 Prozent der heutigen Kraftfahrzeuge abschaffen." Aber wie gelingt die Mobilitätswende? Dieser Frage ging die CDU-Fraktion auf ihrer Veranstaltung innerhalb der CDU-Aktion "Offensive LEV 2030" nach.

Als Experten traten unter Moderation von Claudia Waiblinger (Radio Leverkusen) an: Baudezernentin Andrea Deppe ("Ich verteufele nicht das Auto"), Wupsi-Chef Marc Kretkowski (fuhr im PS-starken Dienstwagen vor), VRS-Geschäftsführer Norbert Reinkober (staunt, dass viele Bahnnutzer auch bei schlechtem Wetter mit dem Rad zur Endhaltstelle der Linie 4 kommen) und Suthold ("Die Mobilitätswende beginnt im Kopf").

Der Weg zu mehr Bussen und Bahnen, zum Radeln und Zu-Fuß-Gehen wird ein langer sein, sagen die Experten, die von Fraktionschef Thomas Eimermacher begrüßt wurden. Und voller Überraschungen, sagte Reinkober. Er erinnerte an den Siegeszug des iPhones, dessen heutige Leistung sich vor zehn Jahren kaum jemand vorstellen konnte.

Wie ist der Stand der Mobilitätswende in Leverkusen? "Es läuft offenbar noch viel hinter den Kulissen", zog Waiblinger als Zwischenfazit. Zumindest Wupsi-Chef Kretkowski ließ sich nicht in die Karten schauen. Auf die Frage "Wo fordern Sie separate Busspuren in Leverkusen" gab er keine Antwort. Trotzdem: Die Stadt brauche mehr Busspuren, damit die Linienbusse schneller sind als der Individualverkehr. "Wenn der im Stau stehende Autofahrer sieht, der Bus ist schneller, ist dies der Anreiz umzusteigen." Wichtig, da waren sich alle einig, sei die "Stadt der kurzen Wege", in der die meisten Strecken per Rad oder zu Fuß zu bewältigen seien. Reinkober: "Am liebsten wäre mir, wenn keine Busse und Bahnen mehr fahren müssten." Für das Ziel "verkehrsarme Stadt" müssten viele Puzzlesteine zusammengesetzt werden. Einfach Autos gegen E-Autos auszuwechseln, bringe keine Verringerung der Fahrzeugmenge. Andererseits brauche der Ausbau der Bus- und Bahnkapazitäten Zeit: "Die Leute sitzen heute schon wie Ölsardinen in den Bahnen. Das ist nicht attraktiv", räumte Reinkober ein und forderte "schnellere Genehmigungsprozesse". Suthold ergänzte: "Geld ist da, der Bund gibt genug. Wir haben ein Umsetzungsproblem." So braucht die Stadt allein für das Erarbeiten des Mobilitätskonzeptes zwei Jahre. Dennoch passiere in der Zwischenzeit schon etwas, relativierte Deppe. Das städtische Fahrradverleihsystem und der Aufbau von mehr Fahrradboxen seien in der Umsetzung. Möglicherweise steige Bayer wieder mit mehr Werksrädern ein, berichtete Reinkober und lobte den Beschluss der Konzernleitung, das Job-Ticket einzuführen. Wichtig ist ihm die Verbesserung der Radwege und der Aufbau von sicheren Abstellplätzen. Immerhin bewegten sich die Bürger zunehmend mit E-Rädern, "die im Durchschnitt 2300 Euro kosten".

Im Ziel, über die verkehrsarme Stadt mehr Lebensqualität zu erreichen, stimmten die Diskussionsteilnehmer überein. Bedeutet: Dem privaten Autoverkehr wird Straßenraum weggenommen - für den Bau von Radwegen und Busspuren. "Das wird manchem wehtun", sagte Deppe. Die Idee eines Leichlingers, der bei Ford Köln arbeitet, will die Dezernentin aufgreifen: eine Schnellbuslinie aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis über Leverkusen und die Leverkusener Autobahnbrücke nach Köln. Der Leichlinger fordert dazu eine Busspur auf der A1 mit einer Haltestelle in Höhe Köln-Merkenich. Nach Auskunft des rheinisch-bergischen Verkehrsdezernenten Gerd Wölwer ist diese Schnellbuslinie schon in Planung. Landtagsabgeordneter Rüdiger Scholz sieht dafür keine Chance: "Wurde schon versucht, stieß kaum auf Resonanz", sagte der Leverkusener CDU-Politiker.

VRS-Geschäftsführer Reinkober schloss mit einem Wunsch: Die Politiker sollten ihre engagierte Unterstützung für die Mobilitätswende, die sie hinter verschlossenen Türen zeigten, öffentlich beibehalten.

(us)
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